Top 5: Aus der Welt des Rums

Das traditionsreiche Zuckerrohr-Destillat erlebt derzeit eine spannende Transformation. Vorbei sind die Zeiten, in denen Rum vor allem ein Highlight in tropischen Cocktails darstellte. Heute steht er für eine facettenreiche Spirituose, die mit ihrer Vielfalt an Geschmacksprofilen und Herkunftsländern begeistert. Ein Taste Forum von Telse Prahl.
Die Kategorie Rum wächst: 2022 machte sie über acht Prozent des Umsatzes im deutschen Spirituosenmarkt aus, 60 Prozent davon fielen auf braunen Rum. Und so kann es bleiben: Bis 2027 wird das Segment Premium-Rum voraussichtlich um über drei Prozent wachsen – das Interesse an alten, gereiften Rums sowie an exklusiven und limitierten Editionen unterstreicht seine Bedeutung für den Markt insgesamt.
Daneben zeichnen sich diverse weitere Entwicklungen ab, die die Rum-Landschaft prägen – etwa der Fokus auf Nachhaltigkeit. Beispiele dafür sind Marken wie Flor de Caña oder Botucal. Erstere setzt Maßstäbe, wenn es um eine CO2-neutrale Produktion und das Engagement für Fair Trade geht. Mit einem nachhaltigen Ansatz, der von der Herstellung bis zur Verpackung reicht, zeigt Flor de Caña, dass hochwertige Spirituosen und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können. Auch Botucal verfolgt eine Null-Abfall-Strategie: Die Destillerie recycelt jährlich rund 280 Tonnen an Feststoffabfälle wie Metall, Glas, Pappe oder Kunststoff. Flüssigabfall, der nach der Verarbeitung von Melasse anfällt, wird aufbereitet und als natürlicher Dünger wiederverwertet.
Zudem erweitert Rum seinen geografischen Horizont. Traditionelle Destinationen wie die Karibik und Lateinamerika bekommen zunehmend Gesellschaft aus anderen Regionen – so geschehen bei Takamaka von den Seychellen. Die kleine Inselgruppe im Indischen Ozean überrascht mit ungewöhnlichem Terroir und bringt einen Rum hervor, der die Aromen seiner tropischen Umgebung authentisch widerspiegelt.
Des Weiteren hat sich Deutschland als veritabler Akteur in der Rum-Szene positioniert. Mit Marken wie Rubo Rum oder Wood Stork demonstrieren hiesige Produzenten, dass ihre Expertise nicht beim Schnapsbrennen endet. Deutscher Rum kombiniert traditionelle Herstellungsverfahren mit innovativen Ansätzen – die Resultate heben sich durch Qualität, Brennkunst und Raffinesse hervor.
Traditionsreiche Marken wie Barceló oder Mount Gay zeigen, dass sie ebenfalls mit der Zeit gehen. Barcelo gilt als absoluter Klassiker und machte zuletzt mit ungewöhnlichen Finishings unter dem Namen „Rare Blends“ auf sich aufmerksam. Mount Gay, die älteste Rumdestillerie der Welt, veranschaulichte mit der Ernennung einer Frau zur Master Blenderin wie Modernisierung geht: Trudiann Branker war 2019 die erste weibliche Master Blenderin von ganz Barbados. Die Beispiele zeigen, wie vielfältig und dynamisch die Welt des Rums ist. Ob nachhaltige Produktion, exotische Herkunftsorte oder innovative Herstellungsverfahren – die aktuellen Strömungen und Trends bieten für jeden Gaumen etwas.

Don Papa Masskara
Der Rum stammt von der philippinischen Insel Negros, die mehr als ein Jahrhundert als die „Zuckerdose“ der Philippinen galt. Denn bereits seit über 200 Jahren wird hier Zuckerrohr angebaut. Der Masskara mit seinem bunten Etikett ist einem farbenprächtigen, jährlich stattfindenden Festival gewidmet und hat seinen Ursprung in einer Inselkrise um 1980. Als weltweit Zuckerersatzstoffe aufkamen und dadurch die Nachfrage nach Zuckerrohr sank, erreichten die Zuckerrohrpreise einen Tiefststand. Die tiefen Preise wirkten sich erheblich auf den Lebensunterhalt aus. Im Zuge dessen waren die Verantwortlichen entschlossen, die Stimmung der Menschen auf der Insel "Negros" wieder zu heben und veranstalteten ein Fest zur Zuckerrohrernte, das „Festival des Lächelns“. In Zusammenarbeit mit der Künstlergemeinschaft und der Stadt Bevölkerung wurde das lebhafte MassKara-Festival ins Leben gerufen. Heute ziehen jedes Jahr im Oktober Tänzerinnen und Tänzer durch die Straßen, um eines der größten und ausgelassensten Feste der Philippinen zu feiern.
Drinks Votum: Die visuelle Darstellung der Unverwüstlichkeit der Einheimischen und ihres fröhlichen Geistes wird im weichen und fruchtigen Geschmack stimmig aufgegriffen. Dabei entstehen Aromen von Honig, kandierten Früchten und Zitrusfrüchten. Eine überraschende Wärme und Schärfe von der Labuyo-Chilli folgt, begleitet von warmen und trockenen Holzaromen.
Mehr Infos: www.sierra-madre.de

Planteray Coconut
Anfang dieses Jahres verkündete das Maison Ferrand nach 25 Jahren die Namensänderung des bekannten und beliebten Plantation Rums in „Planteray Rum“. Hintergrund ist der Zeitgeist: Bedingt durch aktuelle Debatten zu den Themen Rassengleichheit, Diversity und Gleichberechtigung erschien dem Unternehmen der neue Markenname passender: „Planteray repräsentiert unser Engagement für Qualität, Respekt, Fortschritt und Knowhow zeitgemäßer. Ab 2024 werden alle neuen Produkte unter diesem Namen eingeführt“. In Deutschland machte Planteray Cut & Dry den Anfang, ein mit Kokosnüssen infundierter Rum aus Barbados. Die bestehende Range wird in Deutschland ab September 2024 nach und nach umgestellt. Mittlerweile werden die verschiedenen Abfüllungen der Marke in über 70 Länder weltweit exportiert. Für den Cut & Dry, der in der firmeneigenen West Indies Rum Distillery in Barbados entsteht, werden zunächst reife Kokosnüsse geerntet, aufgeschlagen und zum Trocknen ins Freie gelegt. Die getrockneten Kokosnüsse werden in einem Blend von Barbados unaged Rums infundiert; diese Infusion wird anschließend mit bis zu drei Jahre altem Barbados-Rum verschnitten.
Drinks Votum: Für den Planteray Cut & Dry wird pro Liter Rum eine Kokosnuss benötigt – das äußert sich in einem intensiven Duft von Kokos, Vanille und Zimt. Am Gaumen gesellen sich Banane, Ingwer und Kräuternoten hinzu. Wie immer ein interessanter Vertreter aus dem Hause Ferrand!
Mehr Infos: www.planterayrum.com

Barceló Imperial Maple Cask
Ron Barceló zählt zweifellos zu den Granden der Rum-Landschaft: 1930 von dem Spanier Julian Barceló in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik gegründet, wird der Rum heute in über 80 Länder exportiert. Die Range umfasst sowohl Einsteiger- als auch Premiumprodukte. Zu letzteren gehört auch die Rare Blends Collection, die letztes Jahr mit einem im Portwein-Fass gefinishten Rum erstmals auf sich aufmerksam machte. Dieses Jahr folgte im April eine weitere, seltene Abfüllung: Barceló Imperial Maple Cask. Hierbei wird die Spirituose aus dominikanischem Zuckerrohr zunächst in Ex-Bourbon-Fässern gelagert, sodann erfolgt die Veredelung in Ahornholz. Diese zusätzliche Fassreifung beschert dem Rum im Gesamteindruck elegante Noten von Karamell, Pflaumen, Vanille und – wenig verwunderlich – Ahornsirup. Zudem macht das Holz sich durch eine gewisse Würze bemerkbar. Die Rare Blends eignen sich in der edlen Aufmachung gut für runde Geburtstage oder Jubiläen – ein stilvoller und exklusiver Rum.
Drinks Votum: Nicht nur, dass der Barceló Imperial Maple Cask schön bernsteinfarben, mit rötlichen Tönen im Glas schimmert, er zeigt sich auch sehr ausdrucksstark am Gaumen. Man darf gespannt sein, welche weiteren Rare Blends die Marke plant.
Mehr Infos: www.ronbarcelo.com

Rhum Barbancourt
Barbancourt zählt seit der Gründung 1862 in Haiti zu den ältesten Rum-Brennereien der Welt. Noch immer befindet sie sich im Besitz der Familie, aktuell in der fünften Generation, unter der Ägide von Delphine Gardère. In der Tradition eines Rhum Agricole wird Barbancourt mittels Zweifach-Destillation und ausschließlich aus frischem Zuckerrohrsaft hergestellt. Hintergrund: Der Gründer Dupré Barbancourt stammte aus der Region Charente in Frankreich und brachte sein Wissen mit nach Haiti. Auch deshalb reift jeder Barbancourt in französischen Limousin Eichenfässern – sie verleihen ihm einen unverwechselbaren Geschmack und Charakter. Im April 2024 übernahm die Hanseatische Weinhandelsgesellschaft Bremen den Exklusiv-Import für Barbancourt in Deutschland. Erhältlich ist das gesamte Portfolio. Dank eines Rebrandings erstrahlt der Rhum Agricole erstmals in neuem Glanz und zelebriert 160 Jahre Barbancourt Geschichte.
Drinks Votum: Er ist der einzige Rhum, der auf Haiti reifen darf. Aber nicht nur das macht ihn besonders: Barbancourt verwendet exklusiv das haitianischen Hybrid-Zuckerrohr Madame Mevs, das als besonders aromatisch gilt. Im 4-Jährigen macht sich dies in einer frischen, zitrischen Nase bemerkbar; am Gaumen kommen runde Holz- und Karamellnoten zur Geltung. Ein feiner, eleganter Geselle.
Mehr Infos: www.barbancourt.com

Eminente Gran Reserva
Eminente ist ein vollmundiger Rum aus der Inselmitte Kubas. Er wurde von César Marti, dem jüngsten kubanischen Maestro Ronero komponiert. Marti ließ sich dabei von den den Eaux de vie des 19. Jahrhunderts inspirieren, was für hohe Komplexität sorgt. Mit dem Eminente Gran Reserva Edition Nº1 erschien 2023 erstmals ein limitierter Eminente. Dafür wurden Aguardientes verwendet, die unter besonderen Bedingungen entstanden: in einem sehr trockenen Keller, der den Wasseranteil schneller verdunsten ließ als den Alkohol. Das erklärt den höheren Alkoholgehalt von 43,5 % Vol. Die Destillate reiften zunächst in ehemaligen Whisky-Weißeichenfässern, bevor sie mit leichtem, kubanischem Rum verschnitten werden. Ein späteres dreimonatiges Finish in französischer Eiche sorgte für holzbetonte sowie florale Noten. Insgesamt lagerte der Eminente Gran Reserva Edition Nº1 zehn Jahre im Holz. Vom Feld bis zur Flasche ist er zu 100 Prozent Kubanisch: Das Zuckerrohr stammt ausschließlich von der Antilleninsel (Kuba verfügt über fruchtbare Böden mit mehr als 100 Zuckerrohrsorten), die Melasse wird ebenfalls vor Ort traditionell erzeugt.
Drinks Votum: Bereits der Siebenjährige war kräftig und komplex. Der Gran Reserva legt noch einen Gang zu: Die Nase ist intensiv und elegant – mit Noten von Kaffee, roten Früchten, Honig, Vanille. Am Gaumen tiefgründig und fruchtig, durch Aprikosen, Orangeblüten, Sandelholz. Ein stolzer Vertreter kubanischen Rums.
Mehr Infos: www.eminente.com