Thomas “Tom” Weinberger
Einer von der angenehmen Sorte
Es gibt immer solche Typen. Und solche. Aber wie will man Thomas „Tom“ Weinberger charakterisieren? Viele kennen ihn. Die Branche. Die Bars. Die Betriebe. Und man mag ihn. Denn anecken ist nicht seine Sache. Auch laut und poltrig wird man den Niederbayer kaum erleben. Lieber sucht er das Gespräch. Und das höchst angenehm.
I quit my job. Auch darüber reden wir, Thomas „Tom“ Weinberger und ich, als wir uns an einem heißen Nachmittag im August im Biergarten des Hofbräukellers treffen. Mein Gegenüber riecht den Braten gleich. Und dann läuft es so, wie man es bei ihm oft erlebt. Erst steht der Andere im Fokus. Neugierig, aufmerksam, wach, mit vielen Fragen und mitfühlend. So ist er, dieser Thomas Weinberger, den die meisten nur Tom rufen, weswegen ich mich auch an diese Kurzform halte. Bei Lantenhammer, dort, wo er das Marketing seit 2017 leitet, nennen sie ihn nur kurz „Der Pfarrer“. Es ist lieb gemeint. Ich war erst unlängst vor Ort und kann dies aus nächster Nähe und Anschauung bestätigen. Es geht dort herzlich und familiär zu. Und in diesem Gefüge ist Thomas so etwas wie das offene Ohr für alle. Aus unserem Reden an diesem Nachmittag schließe ich, dass er diese Wendung schon eher für sich annehmen mag als das Frotzeln mit dem „Pfarrer“. Aber schlimm ist der Ausdruck nicht für ihn. In seiner Kindheit hat er, so steckt er mir, Klavier und Orgel gelernt, und er wäre sogar fast Organist in der Kirche geworden, ja, wäre sein erster Einsatz in einer Kapelle in einem Altersheim nicht so in die Hose gegangen. Das war mit fünfzehn. Mit siebzehn stand er in seiner Heimat, dem Städtchen Deggendorf, bereits das erste Mal hinterm Tresen. Und so war die Messe im Grunde schnell gelesen. Er hatte seine Passion gefunden.
Der frühe Einstieg in die Barwelt
Als Sohn von einem Lehrer und einer Mutter, die auch in der Schule tätig war, und zwar als Sekretärin, nimmt Thomas Weinberger, der im Juni 1978 als jüngster von drei Geschwistern das Licht der Welt erblickt, den gewohnten Gang einer derart situierten Herkunft. Seine zwei älteren Schwestern räumen schon mal die wichtigsten Konflikte ab, die es zwischen den Generationen gibt, und als einziger Sohn und Nachzügler weiß er um einige Freiheiten. Seine Aufwachsen bezeichnet als sehr liberal und größere Konflikte sind kein Thema. Dass er seine Bildung auf einem musischen Gymnasium genossen hat, ist so auch eher eine Randnotiz. Erst dieser frühe Switch in die Barwelt mag aufhorchen lassen, wenn man denn überhaupt dies als ein Ausbrechen aus vorgezeichneten Wegen empfinden will. Von 2000 an bis 2007 studiert er in Passau und München Betriebswirtschaftslehre und Sportökonomie. Doch bereits ab 2001 arbeitet er als Bartender in der nicht ganz unbekannten Münchner Bar „Lechthaler“. 2003 folgt dann der Wechsel zur Barschule München. Thomas ist zwar nicht ihr Gründer, das sind Matthias und Anna Knorr. Doch er ist sehr schnell der dritte Mann in diesem Gefüge und so eines der drei Gesichter der Barschule. 14 Jahre wird diese Episode dauern. Das ist eine lange Zeit. Sie hat ihn sehr geprägt. Und sie ist ein Meilenstein in seinem Werdegang und hat einen großen Anteil an seiner Bekanntheit in der Branche.
Meilenstein Barschule München
Wir nehmen uns deswegen die Zeit, darin etwas tiefer einzutauchen. Ich lasse ihn die Jahre nochmals Revue passieren. Wieder und wieder leuchten seine Augen bei den Erinnerungen auf. Von Anfang an kümmert er sich ums Marketing der neuen Schule. Daran hat er großen Spaß. Er entwickelt Ideen und baut sie mit langem Atem aus, dass sie Früchte tragen können. Alle Tools und Programme, Photoshop, InDesign und dergleichen mehr, aber auch Fotos und Videos machen, all das bringt er sich selbst bei, um die entsprechende Kreativität als Start-up an den Tag legen zu können. Parallel kümmert er sich um Schulungen, betreut Firmen und Caterings, schreibt Konzepte für Bars oder berät diese und gibt auch Einzelunterricht. Es ist eine Zeit, in der er mit hoher Intensität in die Welt der Spirituosen eintaucht und unterwegs ist. Bis heute lebt er von diesen zahllosen Kontakten in die Szene und der Industrie hinein und möchte sie und die ganze Zeit nicht missen. Und doch drängt ihn seine Entwicklung zu mehr Verantwortung und neuen Ufern. Ein nächster Schritt muss her. Und so schreiben wir das Jahr 2017. Tom weiß im Grunde sehr schnell, was er nun sucht: Etwas Heimisches. Etwas Bodenständiges. Und etwas Gutes soll es sein. Und es sollte mit Spirituosen zu tun haben. Was sonst! So läuft ihm die Brennerei Lantenhammer über den Weg.
Magische 50 Prozent
Schön ist: Er lässt mich durch viel Erzählen nochmals an dem ersten Treffen mit Anton Stetter teilhaben. Stetter ist der Inhaber der Brennerei und war 2017 der damalige Geschäftsführer der namhaften Traditionsbrennerei in Hausham am Schliersee, nachdem sich Anton Stetters Bruder Florian aus gesundheitlichen Gründen aus der Führung zurückgezogen hatte. „Anton hat mich damals eigentlich nur als Bartender gekannt und wahrgenommen. Mein Studium und mein ganzes Tun bei der Barschule war ihm gar nicht so bewusst…“. Man ahnt, dass es keine Selbstverständlichkeit war, dass man ihn dennoch den Posten des Marketing-Leiters für das Unternehmens übertragen hat. Immerhin gehörte damals noch SLYRS mit in den Beritt dieser Aufgabe. Das Tun und Handeln im Marketing reichte da weit über Hausham und die ureigene Urlaubsregion am Schliersee hinaus. Es war viel mehr. Fortan musste er
auf vielen Kanälen sowohl national als auch international denken und auch agieren können. Thomas Weinberger bezeichnet dies bis heute als einen Traumjob und „absolute Spielwiese“, in die er sich zwar erst hineinzufuchsen hatte, was er aber in seiner gewohnt eigenen Art anpackt: Nicht weglaufen, gut hinschauen und gut hinhören, möglichst viele Menschen drum herum gewinnen und bei den Ideen mitnehmen und dann alles mit langem Atem Schritt für Schritt umsetzen. So wie gute Gespräche funktionieren. Anton Stetter hat jedoch auch einen Anteil am Gelingen des neuen Jobs von Thomas Weinberger, wie er sich erinnert: „Es wirkte fast wie ein aufmunterndes Schulterklopfen als Anton dann zu mir meinte: Wenn Du nur mit 50 Prozent deines Tuns erfolgreich bist, reicht das und ist es gut…“.
Atmosphäre & Teamplay
Dieser Satz lässt übrigens sehr schön anklingen, in was für einem Umfeld Thomas Weinberger agiert. Hier, bei Lantenhammer in Hausham, tauschen sich die wichtigsten Personen noch eng aus bei ihren Entscheidungen. Der Zusammenhalt steht hier vorne an, allen voran unter der Führung von Tobias Meier, der vor über 26 Jahren bei Lantenhammer seine Ausbildung zum Destillateur machte und inzwischen die Geschäftsführung innehat. Man kennt sich hier. Und man packt gemeinsam an und ist eine „Familie“, so das Selbstverständnis. Da lebt das Herz und die Leidenschaft mit. Und doch bleibt man, wenn‘s geht, bodenständig. Diese Form von Teamplay ist natürlich wie geschaffen für einen Typ Mensch wie Thomas Weinberger. Darin blüht er auf. Da gehen seine Stärken optimal auf. Denn Thomas Weinberger versteht es wie kein Zweiter, erst einmal hinzuhören, um danach die Kräfte als Moderator, kreativer Kopf und lenkende Hand in die richtigen Bahnen und Schritte zu überführen. Umso schwerer fällt es ihm, die eigenen Verdienste in den Vordergrund zu rücken. Diese muss ich ihm an diesem heißen Nachmittag im August ganz schön aus der Nase ziehen und es braucht gleich mehrere Anläufe und mindestens zwei weitere Krüge Radler, sonst stände ich jetzt mit leeren Händen da.
Von anderen lernen & mehr
Aber es verwundert einen dann nicht, worin Thomas Weinberger letztendlich seine eigenen Vorzüge sieht: In einer generell großen Neugierde, einem gewissen Talent zum guten und aktiven Zuhören, und einer großen Lust, von anderen zu lernen. Wenn etwas neu oder anders ist, als er es von sich kennt, ängstigt ihn das nicht, sondern beflügelt sein Interesse. Und so kann er auch in neuen oder schwierigen Situationen schnell nach vorne denken. Auch darin war er schon häufiger gefordert. Insofern helfen ihm feste Prinzipien, die er für sich in seinem Job zu verwirklichen sucht. Etwa Handeln mit Weitblick. Keine bloße Kurzfristigkeiten ist eine weitere Konstante, was aber Hand in Hand geht mit Prinzip Eins. Groß denken, aber im Detail anpacken und verändern wäre noch so eines, das an seiner imaginären Prinzipienboard ganz weit oben rangiert. Und: Sein eigenes Handwerk anständig beherrschen. Auch darauf legt er großen Wert. Und dann landet er doch wieder bei seinem größten Credo, das man oft aus seinem Munde zu hören bekommt: Dass die Dinge immer nur im Zusammenspiel der Kräfte und Ressourcen gelingen, wie wichtig also das Team ist und nicht die einzelne Person. Man kann es als sein Mantra schlechthin wahrnehmen. Früher nannte man das auch Demut, aber dann käme wieder „Der Pfarrer“ ins Spiel, was wir ja tunlichst vermeiden wollen. Darauf noch einmal angesprochen legt er bei all seinem Tun und Handeln immer großen Wert auf eine gute Ausgewogenheit von Wirtschaftlichkeit und Idealismus. „Ha! Rechnen müssen sich die Dinge schon immer“, hebt er die Augenbrauen hoch. Auch in der Hinsicht lässt er keine Abstriche zu.
Toms Handschrift im Unternehmen
Und? Wie hat dies alles bisher gefruchtet, im Rückblick nach nun etwas mehr als sechs Jahren in der neuen Verantwortung als Marketing-Leiter bei Lantenhammer? Auf welche Erfolge blickt er gern zurück? Natürlich frage ich ihn das auch. „Die Ausweitung des E-Commerce und E-Marketings bei Lantenhammer geht sicher weitestgehend auf mich zurück. Wichtig war mir auch, dass unsere Markenwelt als Dach und bei den einzelnen Produkten klarer zu erkennen ist. Und auch bei unserer Wandlung zur Erlebnisdestillerie habe ich mich sehr reingehängt. Aber glaub‘ mir, so was schaffst Du nie allein. Daran waren viele beteiligt. Und das ist immer so. Ich habe nur versucht, meinen Teil dazu beizutragen. Und den Rest müssen dann einfach andere beurteilen. Mir macht es einfach Spaß, die Dinge auf den Weg zu bringen und sie mit anderen zusammen zum Erfolg zu führen. Und dafür habe ich bei Lantenhammer unglaublich viele Möglichkeiten. Glaub mir: Ich bin angekommen!“ Sagt er, prostet mir zu, und ich denke jetzt, wo ich diesen Moment im Biergarten noch einmal beim Schreiben hervorhole: Muss ich wirklich noch mehr sagen!? Man ahnt, wie dieser Bursche tickt, oder? Très sympa…
Bezugsquelle:
Lantenhammer Erlebnisdestillerie
Josef-Lantenhammer-Platz 1
83734 Hausham
www.lantenhammer.de