Nic Shanker – Shake it easy
Ein nicht ganz alltäglicher Barkeeper

Er mixt seine Drinks auf Events, für Cocktail-Caterings, und schwingt den Mixbecher zuweilen vor der Fernsehkamera. DRINKS-Autor Peter Eichhorn sprach mit Nic Shanker über seinen Werdegang und seinen abwechslungsreichen Alltag jenseits der altbewährten stationären Bartresen.
Mit charmantem Lächeln und sauberer Arbeitstechnik – so kennen zahlreiche Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer den eloquenten Barmann, wenn er im ZDF bei „Volle Kanne“ saisonale Drinks präsentiert oder wenn der Düsseldorfer im WDR Fernsehen seit fast zehn Jahren die Gläser mit pfiffigen Cocktail-Kreationen befüllt. Mit der Vox-Produktion „First Dates“, bei der er erwartungsfrohe Singles zum Auftakt ihres Kennenlern-Abends am Tresen zunächst mit Drinks versorgt, wuchsen Publikum und Bekanntheit weiter. Seit mehr als 20 Jahren ist Nic mittlerweile in der Barwelt aktiv. Durch seinen besonderen Werdegang kommt er in der deutschsprachigen Bar-Szene dennoch kaum vor. Immerhin verstand die Deutsche Barkeeper Union, welchen Nutzen junge Barleute von der Erfahrung des Bar-Caterers ziehen können und lud ihn zuletzt zu einem Vortrag auf den Bar Convent Berlin.
Uni? Oder Bar? Oder TV?
Für Drinks nimmt er sich die Zeit zwischen dem aktuellen Catering und dem nächsten Fernsehdreh und erinnert sich an seine Anfänge rings um den Tresen: „Ich war gerade einmal 17 Jahre, als ich 1999 in Düsseldorf als Kellner im damals sehr trendigen ‚Citrus‘ in der Grünstraße anfing. Ich war noch nicht volljährig und so galt der Jugendschutz, der besagte, dass ich nach 22 Uhr nicht mehr arbeiten darf. Aber als Kellner habe ich mich nicht wirklich gut angestellt. Ich konnte die Kasse nicht richtig bedienen, war zuweilen arg langsam und hatte viel zu oft ein Minus in der Abrechnung. Trotzdem gefiel dem Chef meine Einstellung und er sagt dann: ‚Stell dich mal an die Bar. Das probieren wir mal aus. Und so begann es, dass ich dem Barchef zugearbeitet habe. Das Übliche: Gläser polieren, Flaschen bringen, Eis schleppen, Fässer auswechseln.“
Mit der Volljährigkeit wuchsen dann die Möglichkeiten in der Gastronomie, und der Schritt an den Bartresen war genau perfekt für Nic. Der Betreiber des ‚Citrus‘ bewies den richtigen Riecher, wie sich Nic erinnert. „2001 spendierte unser Chef einen Cocktailkurs bei Peter Schütte in seiner Barschule ‚Cocktailconvention‘, das weckte komplett meine Begeisterung und ich ging darin voll auf.“ Doch noch war die Karriere nicht vollends eingeschlagen. Gab es die Karriere zum Barkeeper damals überhaupt? Vermutlich waren die meisten Barkeeper rings um die Jahrtausendwende zuvorderst Künstler oder Studenten. Auch Nic hatte mit dem Studium begonnen: „Es war mir damals nicht so ganz klar, was ich aus meinem Leben machen sollte. Viele haben mir gesagt ‚Mach doch BWL, damit kannst du ganz viel machen‘ also habe ich mich eingeschrieben. Aber es ging mit der Betriebswirtschaftslehre eher zäh und halbherzig voran. Ich habe mich eigentlich immer auf die Samstage gefreut, wenn ich wieder hinter den Tresen konnte. So gingen fünf Jahre ins Land. “
Der fatale Telefonanruf und Faszination Bar-Catering
Zuweilen greift ein Zufall schicksalhaft ins Leben ein. So war es auch bei Nic Shanker und er führt uns den Moment noch sehr präzise vor Augen: „Während einer Vorlesung kam ein dringender Anruf von einem Kollegen, Attila Kiziltas aus Köln. Es war quasi ein Notruf und er benötigte verzweifelt jemanden, der kurzfristig für ein Barcatering einspringen könne. Ich wusste, wenn ich jetzt gehe, werde ich die Prüfung nicht bestehen. Ich habe mich dann für das Einspringen entschieden und in diesem Zusammenhang gemerkt, dass Barkeeping und Catering womöglich genau das Richtige für mich sein könnte.“ Danach dauerte es nicht mehr lange, bis Nic das Studium schmiss und sich komplett auf sein Leben als Tresenwesen fokussierte. Zunächst mit einer regulären Tätigkeit in einer Bar. Darunter auch die in Düsseldorf von ihm 2011 aufgebaute Liq-Bar und zusätzlich seinem selbstständigen Barcatering: „Es entwickelte sich so, dass das Catering immer mehr wurde und eines Tages ging das nicht mehr mit der Bar. Es drohte der Burn-out. Dann habe ich mich auf das Catering und meine Marke ‚Starkeepers‘ konzentriert.“
Nun gilt es bald, 20 Jahre Starkeepers zu feiern und auf eine beachtliche Entwicklung zurückzublicken. Was damals als Ein-Personen-Show begann, ist heute zu einem Unternehmen gewachsen mit fünf fest angestellten Mitarbeitenden und einem Netzwerk aus Köchen, Baristas, DJs und weiteren Veranstaltungsprofis. Auch seine Frau Janina ist mittlerweile Vollzeit für das Unternehmen tätig.
Was ist es, was Nic derart ausgerechnet an dem Phänomen Barcatering fasziniert und er – anders als viele Kollegen – nicht die allabendlichen Episoden und Dramen rings um den Tresen einer eingesessenen Cocktailbar bevorzugt? „Am Anfang steht immer ein nackter Raum“, schildert Nic. Und weiter: „In diesem Baue ich eine Bar auf und erwecke ihn so zum Leben. Menschen kommen, Drinks gehen raus, die Leute freuen sich. Ich liebe diesen Ablauf!“
Hinzu kommt, dass sich sein Kundenstamm und infolgedessen das Catering immens weiterentwickelt hat. Und doch bleibt Nic stets bescheiden, wenn er von seinen prestigeträchtigen Aufträgen im Rahmen von Modemessen, Bambi-Verleihungen und wichtigen Firmenevents – auch international – berichtet: „Ich sehe viele hübsche Menschen und es bleibt extrem spannend für mich, für einen Moment in all diese unterschiedlichen Welten einzutauchen. Dazu kommen sympathische Erfolgserlebnisse. Beispielsweise wenn ein Auftraggeber am Ende eines Abends zu mir sagt: merken Sie sich den Termin bitte schon mal für das nächste Jahr vor.“

Einer der wenigen Barkeeper im TV
Während in den USA Fernsehformate wie, ‚Drink Masters‘ Barkeeper um den ersten Platz in Wettbewerben wetteifern lässt, wie wir es hierzulande bislang nur aus Kochshows kennen, bleiben bei uns die Barkeeper im Fernsehen eine rare Spezies. Nic Shanker ist die Ausnahme und dadurch ein wichtiger Repräsentant für Barkultur vor einem Millionenpublikum. Wie kam es dazu? Nic berichtet: „2011 kam ein Anruf von der ZDF-Redaktion der Sendung ‚Volle Kanne‘. Die hatten wohl mit einem divenhaften Flairtender einen Flop gelandet und benötigten Ersatz für einen Live-Auftritt. Vermutlich fanden sie mich via Google. Aber es hat hervorragend geklappt und über Live-Statistiken konnten sie erkennen, wie sich die Werte entwickelten, als ich gemixt habe, und dass die Leute daran Freude hatten. So bin ich da bis heute immer wieder mal zu Gast. 2015 kam dann der Anruf vom WDR, mit dem ich dann später auch mein Buch ‚Shake it easy‘ herausgebracht habe. 2017 folgte dann die Kontaktaufnahme von Vox für ‚First Dates‘. Die suchten für die Show-Bar einen richtigen Barkeeper, keinen Schauspieler.“
Wer die Auftritte verfolgt (womöglich auch jenen mit Barbara Schöneberger, als sie Nic für Wetten Dass!? gnadenlos beflirtet und hereinlegt) sieht einen sympathischen und authentischen Menschen, der das tun darf, was er liebt. „Ich darf einfach ich sein und es wird nie langweilig,“ wie Nic es umschreibt. Auch mit einem Vierteljahrhundert Erfahrung bleibt der Barmann stets neugierig und frisch. Aktuell bereitet er mit zwei Partnern sein neues Projekt „The Taste Symphony“ vor: „Es geht um Pre-Batched Cocktails. Bei aktuellen Sachen hast du immer etwas Konservierendes dabei, sonst wäre es nicht haltbar. Wir wollen dabei eben frisch arbeiten. Einziger Nachteil ist, dass es nur vier Wochen haltbar ist. Aber Hotelbars und andere, die in der Lage sind, 12 bis 15 Euro für ein Getränk zu verlangen, für die lohnt es sich.“
Solche Projekte entstammen den vielfältigen Beobachtungen seiner Catering-Tätigkeiten. So profitiert er von einer wachsenden Bereitschaft, für Drink-Qualität Geld auszugeben, die Nic unter anderem auf den Gin-Hype zurückführt, mit dem sich Gäste und Branche weiterentwickelt haben. Zudem hat er auch Tipps an die Barbranche: „Viele junge Barkeeper machen zu vieles zu schnell. Heute ein erster Cocktailkurs, morgen schon eigene Bar. So geht das selten gut. Ein bisschen Demut lernen, das wäre mein Tipp an den jungen Barmenschen von heute.“ Privat, insbesondere daheim, trinkt der Bar-Profi wenig Alkohol. An einem passenden Abend trinkt er dann aber auch gerne einmal einen kräftigen Klassiker. Und so heben wir unser Glas, gefüllt mit Nics Lieblingsdrink – Negroni – und trinken auf das Wohl eines hervorragenden Protagonisten der Barkultur in Deutschland!