Dettling & Marmot AG: André Parsic & Andreas Bohle
«Wir sehen uns als Premium Service Dienstleister»
Im Interview mit André Parsic, General Manager Dettling & Marmot AG und Marketingdirektor Andreas Bohle erhalten wir einen spannenden Einblick und ein Gefühl für die Vielfalt der Schweizer Spirituosenwelt. Auch zu aktuellen Herausforderungen beziehen der Geschäftsführer und Marketingdirektor von Dettling & Marmot in unserem Exklusivinterview stellung. Fragen von Christian H. Rosenberg, Herausgeber DRINKS & Whisky Time-Magazin und Johannes Hohloch, CvD.
Herr Parsic, wie lange sind Sie bereits in der Spirituosenindustrie tätig und wie verlief der Beginn Ihrer Karriere?
A.P: In bin seit dem Jahr 2007 als Geschäftsführer bei Dettling & Marmot tätig. Zuvor war ich bei einer Werbeagentur angestellt und habe dann vor 17 Jahren meinen Einstieg in die Spirituosenbranche vollzogen. Das ist in einer Hinsicht eine schöne Fügung, denn die Familie meines Vaters hat bereits Wein angebaut in Kroatien und für mich gab es eben vor nun 17 Jahren die Gelgenheit bei Dettling & Marmot direkt als Geschäftsführer anzufangen.
Auf diesem Weg haben Sie die Vertriebsrechte zahlreicher hochwertiger Spirituosen erlangt, die Sie aus der ganzen Welt in die Schweiz importieren. Beispielsweise das Portfolio des schottischen Familienunternehmens William Grant & Sons, das u.a. Hendrick’s Gin, Glenfiddich und The Balvenie Whisky produziert.
Wie gelang es Ihnen, das Vertrauen des schottischen Unternehmens zu gewinnen?
A.P.: Hier möchte ich zwei wesentliche Vorteile in den Fokus stellen. Unsere Firma ist im Grunde genommen ein Service-Dienst-Anbieter. Wie bieten alles aus einer Hand mit einem sehr gut eingespielten Marketingteam und agieren im Prinzip wie eine Agentur für den Vertrieb und die Vermarktung von Spirituosen. Der zweite Vorteil findet sich hingegen in der Schweiz als Standort. Ein Unternehmen, das hier im Markt beginnen möchte, sieht sich sehr hohen Einstiegskosten gegenübergestellt. Das hält viele davon ab ihre Waren selbst zu vertreiben. Spirituosenhersteller aus dem In- und Ausland greifen dann auf unser Angebot zurück. Was zudem für unser Unternehmen spricht, ist, das ausgewogene Verhältnis zwischen On- und Oftrade, dass sich etwa auf 50:50 taxieren lässt.
A.B.: Der Aufbau von Hendrick’s Gin in der Schweiz sehe ich immer noch als mustergültiges Beispiel, das aufgezeigt hat, wie man eine Marke gut umsetzt. Damals war es unvorstellbar, dass man einen Gin etwa mit Gurke und Pfeffer serviert. Wir haben mit zahlreichen Events und Kampagnen wie einem Weltgurkentag ein komplett neues Kosumverhalten etabliert und mir Hendrick’s den Weg für hochwertige Gin-Produkte im Premium-Segment überhaupt erst möglich gemacht.
Ebenfalls Teil des Portfolios sind die Marken von Brown-Forman aus den USA. Dazu gehören u.a. Jack Daniel’s und Woodford Reserve Whiskey. Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit einem derart grossen Spirituosenkonzern vorstellen?
A.P.: Das war ein klassischer Pitch, für den wir uns im Jahr 2018 beworben haben und dann von Brown-Forman als Partner für die Schweiz ausgewählt wurden. Ein Punkt, der in diesem Kontext für uns spricht, ist, dass wir als komplett unabhängiges Unternehmen agieren und auftreten können. Sprich wir haben keine Eigenprodukte, die womöglich bevorzugt werden. Bei der Partnerschaft profitieren wir von dem hohen Stellenwert den die Produkte bei den Konsumenten geiessen.
Welche Auswirkungen haben diese Partnerschaften auf den Spirituosenmarkt in der Schweiz. Welche Vorteile gehen daraus für die Konsument:innen hervor?
A.P.: Wir sind ein Schweizer Unternehmen und haben dadurch ein grosses Netzwerk. Vor diesem Hintergrund entsteht auch eine geringe Fluktuation. Partner und Kunden können sich auf eine nachhaltige Partnerschaft einstellen.
Im Rahmen ihrer Tätigkeiten als Verdienst um den schottischen Whisky wurden Sie im vergangenen Jahr mit der Auszeichnung „Keeper of the Quaich“ geehrt, der höchsten Auszeichnungen, die man im Verdienst um das schottische Nationalgetränk erhalten kann. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
A.P.: Ich war gewissermassen überrascht von William Grant & Sons, unserem Partner aus Schottland, nominiert zu werden. Am Ende ist es aber eine grosse Ehre ernannt zu werden, denn damit werden die vielen Jahre der Arbeit honoriert. Die Veranstaltung war sehr gut organisiert und man merkt, das die Schotten grosse Zeremonienmeister sind. Mein Schwur auf den Titel endete schließlich mit den Worten „Yes I do“.
Und auch Schweizer Produkte befinden sich in Ihrem Sortiment. In Zukunft bieten Sie auch alkoholfreie Gin-, Rum- und Aperitif-Alternativen, die eine komplett alkoholfreie Basis für Longdrinks und Cocktails bieten. Welche Marktanteile erwarten Sie für alkoholfreie Spirituosen am Markt?
A.B.: In absoluten Zahlen ist der Anteil immer noch sehr gering und liegt in etwa bei 1%. Uns ist jedoch eine natürliche Entwicklung des Themas sehr wichtig. Bei den alkoholfreien Spirituosen haben wir zudem das Thema mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Wie bekommen wir es beispielsweise hin, dass die alkoholfreien Spirituosen lange Zeit haltbar sind? Wenn wir mit unseren Partnern in der Gastronomie aktiv zusammenarbeiten und eine Bar z.B. aktiv alkoholfreie Drinks anbietet, dann kommen wir in diesem Bereich auf 10-20% Marktanteil. Am Ende des Tages sind No-Low Alternativen definitiv ein wichtiges Thema, das wir ebenfalls abdecken können.
Im Rahmen eines Generationswechsels gab es am 1. April 2024 eine neue Eigentumsstruktur bei der Dettling & Marmot AG. Hubertine Underberg-Ruder, die seit 1991 die 5. Underberg Familiengeneration repräsentiert, ist nun alleinige Mehrheitsaktionärin von Dettling & Marmot AG. In diesem Zusammenhang hat sie Ihnen und Andreas Bohle eine Minderheitsbeteiligung zum Kauf angeboten. Waren Sie von dieser Gelegenheit überrascht?
A.P.: Die neue Struktur war ein Prozess, den wir zu Beginn des Jahres angestossen haben und bereits im März abschliessen konnten. Hubertine Underberg-Ruder hält als Privatperson die Mehrheitsbeteiligung. Andreas und ich halten mit jeweils ca. 10 % die Minderheitsbeteiligung am Unternehmen.
Damit bilden Sie das neue Aktionariat der Dettling & Marmot AG. Wird sich dadurch auch im operativen Geschäft zuküntig etwas ändern?
A.P.: Die Zukunft wird das weisen. Jedoch wird erstmal alles so bleiben wie es ist. Wir behalten die Struktur des Unternehmens und wie wir arbeiten komplett bei, da wir ein eingespieltes Team sind und trotzdem entsteht damit eine neue Stufe der Zusammenarbeit.
Kommen wir zum Verband SpiritSuisse. Hier wirken Sie als Präsident. Der Zusammenschluss vertritt ca. 90 Prozent der Spirituosenproduzenten und -importeure in der Schweiz. Der Verband setzt sich u.a. für faire Rahmenbedingungen und gesundheits- und jugendpräventive Auflagen ein. Wie sehr liegt Ihnen diese Arbeit am Herzen?
A.P.: Wir treffen uns vier Mal im Jahr und ich bin mit der Zeit sehr gut in die neue Rolle reingewachsen. Wichtig war uns damals, das wir die zwei grossen Verbände zusammengeführt haben. Damit sind wir mit einer guten Stimme in Bern vertreten und haben keine Unstimmigkeiten im Verband.
Der Alkoholkonsum in der Schweiz ist kontinuierlich auf einem leicht rückgängigen Niveau. Wie sehen Sie die aktuelle Lage und an welchen Punkten sollte noch etwas getan werden?
A.P.: Ich sehe kein existenzielles Problem bei diesen Rückgängen. Nahezu überall wird weniger getrunken, dafür jedoch in einer besseren Qualität. Der Trend geht dabei zur internationalen Spirituose und die Spirituosenindustrie wird immer vielfältiger. Zudem kommen zunehmend regionale Strukturen auf mit einem kleinen Marktanteil, der sich positiv auf die Gesamtentwicklung auswirkt.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Dettling & Marmot AG für das Jahr 2024. Wie sind die Erwartungen für den zweiten Teil des Geschäftsjahres und welche Herausforderungen stehen dem Unternehmen bevor?
A.P.: Bei uns beginnt das Geschäftsjahr immer im April, daher können wir zum aktuellen Jahr noch nicht allzuviel sagen. Nach dem schwierigen vergangenen Jahr ist aber bereits eine leichte Besserung in Sicht. In den ersten zweieinhalb Monaten sieht man eine leichte Normalisierung, aber wir sind noch nicht über den Berg. Wir hoffen indes auf eine weitere Stabilisierung der Lage. Gerade die Whisky-Entwicklung ist verhalten, da die Konsumenten vermehrt auf den Preis achten. Spirituosen mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis laufen dagegen gut.
Wie sieht Ihr persönlicher Lieblingsdrinks nach einem langen Geschäftstag aus?
A.P.: Jetzt im Sommer ein Glas von unserem Rosé auf der Terasse oder ein Glas Whisky aus unsrem vielseitigen Portfolio mit Sherry-Charakter wie The Macallan, The Balvenie oder Glenfiddich.
A.B.: Bei mir ist es ein erfrischender Hendrick's Gin & Tonic wie gewohnt mit Gurke und Pfeffer.