Bruichladdich
Auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft

Die Geschichte um Bruichladdich wurde seit ihrer Wiederöffnung im Jahr 2001 von dem Konzept eines radikal lokalen Ansatzes geprägt. Das Ziel einer nachhaltigen Zukunft wird seither Schritt für Schritt konsequent verfolgt. Unser Autor Patrick Tilke gibt einen Einblick in die Welt von Bruichladdich.
Die Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Und eine internationale Klimaschutzpolitik bereitet den Weg zur Energiewende der Zukunft. Auch die Brennerei Bruichladdich, im Jahr 1881 im viktorianischen Zeitalter auf der Insel Islay in Schottland gegründet, verfolgt diese Ziele im gesamtheitlichen Sinne. Schon damals galt sie, aufgrund der damals für den Bau verwendeten Technologien, als „State of the Art“, denn sie wurde konkret als Brennerei geplant und gebaut – während die auf Islay bestehenden Brennereien noch traditionell auf den Bauernhöfen destillierten. So wurden die Gebäudeeffizient um den Innenhof herum angelegt, zusammen mit den Darren zum Trocknen des Getreides, einer Dampfmaschine für die Erzeugung von Strom sowie einem Produktionsgefälle für den leichteren Transport der Fässer. Zwischenzeitlich musste die Brennerei zwar mehrfach schließen. 2001 wurde sie dann aber von den Unternehmern Mark Reynier, Simon Coughlin, Gordon Wright und dem damaligen Master Distiller Jim McEwan wiedereröffnet. So stehen die, zwischenzeitlich renovierten, weiß getünchten Gebäude von einst noch heute strahlend in der Bucht von Loch Indaal. Auch die alten Rohrleitungen wurden restauriert, ebenso die im Original erhaltene Brennanlage. Zudem leuchten mittlerweile viele Elemente der Gebäude, wie zum Beispiel Teile der Fenster, im und einladendem Farbton Aquamarin, welcher die Farbe die Farbe des Meeres vor der Destillerie wiederspiegelt, wenn die Sonne hereinscheint.
Progressiv und brutal lokal
In der Art der Wiederherstellung der alten Brennerei zeigte sich auch die ungewöhnliche Herangehensweise ihrer neuen Gründer. Bereits früh verstand man sich nämlich – für die wieder neu aufgelegten Whiskys Bruichladdich, Port Charlotte und Octomore sowie den 2011 gelaunchten Gin The Botanist – als eine „progressive“ Brennerei: Unter dem Motto „We believe Terroir matters“ bekannte man sich – brutal lokal sozusagen – zu der Herkunft von der Insel Islay und zu den Rohstoffen, die aus dem unmittelbaren Umfeld der Brennerei stammen sollten. Und nicht nur das. Denn man verkündete auch das hehre Ziel, dass alle Single Malts ausschließlich auf der Insel entwickelt, destilliert, gereift und abgefüllt werden sollten: Aufgrund der insularen Lage gar kein leichtes Unterfangen.
In den folgenden Jahren wurden daher immer wieder neue Ideen in Bezug auf dieses Konzept entwickelt, umgesetzt und weitergeführt. Bereits 2003 wurde eine Abfüllanlage vor Ort eingerichtet. Auch startete man, in Zusammenarbeit mit lokalen Bauern, mit dem Anbau und mit Experimenten um verschiedene Getreidesorten, neben klassischer Braugerste auch Bio-, Bere- und Wintergerste sowie Winter- und Sommerrogen. 2010 experimentierte man mit der Gärung, um grüne Energie zu gewinnen. 2011 – ziemlich früh für eine Whiskybrennerei – wurde ein Kreislaufsystem installiert, um mit der Wärme des Abwassers nachhaltig heizen zu können. An dem progressiven Charakter der Brennerei änderte sich auch nichts, als Bruichladdich im Jahr 2012 von dem französischen Unternehmen Remy Cointreau übernommen wurde.
So begann man 2015 mit dem Bau von Lagerhäusern, um die Reifung der Whiskys auf der Insel voranzubringen. Für den Gin The Botanist wurden zudem die „The Botanist Foundation“ gegründet, die sich für den Erhalt und die Belebung der Natur auf Islay einsetzt. 2018 verbesserte man die Energienutzung in den renovierten Gebäuden, und es begann ein erster Prozess, den Abfall in der Brennerei zu reduzieren.
Enge Beziehung zur Landwirtschaft
Die ausgewählten Beispiele weisen darauf hin, dass das Lokale und Nachhaltige von Beginn ein wichtiger Grundpfeiler für die Arbeit von Bruichladdich war. Als eng mit der Landwirtschaft verbundenes Unternehmen sollte jedoch vor allem auch dieser Sektor mit einbezogen werden. Das große Ziel der Brennerei ist es hierunter, die „Beziehung zwischen dem Whisky und der Landwirtschaft wiederherzustellen“. So wird seit 2017 auf einem Bauernhof testweise Getreide angebaut. Untersucht wird zum Beispiel die Fruchtfolge, um die sogenannte „Bodenfruchtbarkeit“ zu vertiefen. Insgesamt soll weniger in die Natur eingegriffen werden, weniger Monokultur angebaut und stattdessen die Permakultur untersucht werden, die die natürlichen Wachstumsabläufe nachempfindet. Zusammen mit Landwirten und Züchtern möchte man zudem spezifische Parameter für Getreide aufzustellen, das divers, geschmacksintensiv und ertragreich ist. Bereits 2019 begann man mit umfangreichen Testanbauten von Gerste, darunter auch von hybriden, das heißt gekreuzten Zuchtlinien. Und im Jahr 2020 weitete man die Zusammenarbeit mit 20 Bauern auf Islay aus.
CO2-Bilanz auf Null
Zudem stellte sich im Rahmen des Aufkommens internationaler Klimaschutzziele, die Frage nach der Energiegewinnung der Zukunft. Bereits seit 2020 bezieht Bruichladdich daher vollständig erneuerbare Energie aus dem Vereinigten Königreich. Ein weiteres Projekt namens „HyLaddie“ widmet sich sogar dem Ziel der Reduktion
der CO2-Bilanz auf den Wert Null bis zum Jahr 2025. So sucht man derzeit nach Partnern, um das bisher für die Produktion verwendete Heizöl vollständig durch Wasserstoff – einem Schlüsselelement der Energiewende – zu tauschen. Die damit erzeugte Energie soll dem gesamten Betrieb zugutekommen. Das Streben nach Nachhaltigkeit durchzieht damit auch alle Prozesse der Produktion.
Erste B-Corp-Zertifizierung in Europa
Eine große Anerkennung in der Arbeit um das Engagement in der Nachhaltigkeit war die Auszeichnung mit der „B-Corp-Zertifizierung“ der internationalen Non-Profit-Organisation B Lab im Jahr 2020. Bruichladdich war zu diesem Zeitpunkt die erste Whisky- und Gin-Brennerei in Europa und eine von zweien weltweit, welche in ihrer Gesamtleistung als Unternehmen die geforderten, sozialen und ökologischen Ziele, die Rechenschaftspflicht sowie die Transparenzbedingungen dieser Bewegung erfüllte. Der Zertifizierungsprozess dauerte damals 15 Monate.
Weniger Verpackung und Abfall
Angespornt durch die Zertifizierung geht es Bruichladdich mittlerweile auch darum, den in der Brennerei anfallenden Abfall immer weiter zu reduzieren. Klassisch gehört dazu zum Beispiel die Verfütterung der Schlempe aus der Destillation an die Kühe auf den umliegenden Bauernhöfen. Bruichladdich reichte dies aber nicht aus. Stattdessen stellte man sich die Frage nach der Notwendigkeit der Verpackung von Spirituosen.
Dabei geht es der Brennerei nicht darum, nur Alternativen zu finden, sondern insgesamt weniger zu verbrauchen. Bereits 2021 bot man seinen Kunden daher an, bei Bestellungen der Single Malts im Online Shop oder vor Ort auf die Dose zu verzichten. Ein Jahr später schaffte man diese für den Port Charlotte ganz ab. Seit diesem Jahr verzichtet man nun auch beim Bruichladdich The Classic Laddie auf die Dose, denn für deren Herstellung wurde über ein Kilogramm CO2 ausgestoßen.
Daneben wurde auch die Flasche nachhaltiger gestaltet: So wurde die Struktur für einen effektiveren Transport optimiert. Es passen nun 19 Prozent mehr Glas auf eine Palette auf dem Weg in die Brennerei, und 60 Prozent mehr Produkte auf eine Palette auf dem Weg nach draußen. Das Glas ist 32 Prozent leichter, der Anteil an recyceltem Glas wurde um 15 Prozent auf nun 60 Prozent erhöht. Die Beschichtung im typischen Aquamarin-Farbton wird nun mit organischer Tinte hergestellt. Der Verschluss und der Korken bestehen nun aus Polypropylen, einem Kunstharz, das aus biobasierten Quellen hergestellt wird. Zudem wird eine leichte PVC-Kapsel verwendet, um Plastik zu reduzieren und sich von der Mineraliengewinnung für Zinn weg zu bewegen. Insgesamt wurden die CO2-Emissionen damit um 65 Prozent reduziert – ein gewaltiger Schritt in eine nachhaltigere Zukunft. „Die neue The Classic Laddie-Flasche markiert einen bedeutenden Schritt für Bruichladdich. Sie verändert die Richtung für die Marke und die Art und Weise, wie wir als werteorientiertes Unternehmen arbeiten.“ Douglas Taylor, Geschäftsführer bei der Bruichladdich Distillery.
www.thebotanist.com
www.bruichladdich.com

