Länderthema: Die Trinkkultur in Polen
Von Danzig über die Ostsee bis zum Baltikum
Hat da jemand Vodka gesagt? Natürlich, sobald der getränketechnische Block ostwärts wandert, kommt zuallererst das klare Wässerchen in den Sinn. Doch Polen und die umliegenden Regionen haben so allerlei mehr zu bieten. Und so lohnt ein Blick in eine bewegte Getränkehistorie genauso, wie ein weiterer auf die aktuellen Trends und Entwicklungen. Von Peter Eichhorn.
Beginnen wir in Danzig/Gdańsk, jener historisch bedeutsamen Hafenstadt, die den Zugang zur Ostsee und zum Baltikum gewährleistete und mit Seehandel für Wohlstand und Internationalität sorgte. Auf das Jahr 1598 verweist die bekannteste flüssige Spezialität der Region – das Danziger Goldwasser. Ein niederländischer Einwanderer, Ambrosius Vermöllen, fertigte damals im berühmten Haus „Der Lachs“ seine Liköre. Und da bereits der Medizinlehrmeister Paracelsus dem Gold besondere Heilkräfte zugesprochen hatte, fügte Vermöllen seinem Kräuterlikör einige Goldflocken bei. Womöglich war es auch dieses wertige Erscheinungsbild, das den Likör im Laufe der Zeit auch in Adelskreisen beliebt machte, so erklärte Zarin Katharina die Große das Danziger Goldwasser zu ihrem Lieblingslikör. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Produktion nach Berlin um und heute wird die Danziger Spezialität bei Hardenberg-Wilthen in Niedersachsen gefertigt. Tatsächlich gibt das Danziger Goldwasser auch einem Cocktail eine glamouröse Note, wenn es mit Schaumwein aufgegossen wird und auch mit Tonic Water und einem Hauch Grapefruit ist im Handumdrehen ein optisch ansprechender Drink zubereitet. Als Geldanlage oder zum Goldschürfen eignen sich die Flaschen dann aber eher nicht, beträgt der Goldeinsatz pro Flasche doch nur um die 30 Cent.
Piwo ist Nummer 1
Bei aller Vodka-Verpflichtung bleibt das meist getrunkene alkoholische Getränk in Polen dann doch Piwo, das Bier. Zuletzt steigerten die bewährten Lagerbier-Marken, wie Lech oder Tyskie ihre Präsenz in Deutschland. Eine beeindruckende Entwicklung nahm in den vergangenen Jahren speziell die junge polnische Bierszene, deren Erzeugnisse bei internationalen Wettbewerben oft für Aufsehen sorgt. So beispielsweise Browar Stu Mostów aus Wrocław, Nepomucen aus Szkaradowo oder Funky Fluid aus Warschau. Als Bier-Hauptstadt Polens gilt dabei Breslau/Wrocław. 2010 startete das Wrocław Good Beer Festival als kleines Liebhaber-Projekt. Mittlerweile ist es alljährlich im Juni eines der größten Bierevents Europas und wird im städtischen Stadion abgehalten. Mehr als 1.000 Biere stehen über drei Tage zur Verkostung an und locken Besucher aus nah und fern in die wunderschöne Stadt im Südwesten Polens.
Tschechien bleibt stabil
Von Wrocław ist der Weg nicht weit zur tschechischen Grenze und wo sonst würde man das Thema Bier so trefflich vertiefen können? Beständig führt Tschechien in der alljährlichen Statistik, bei der die pro Kopf Menge an Bier im jeweiligen Land in Europa ermittelt wird. Mit Abstand führt die Tschechische Republik mit 129 Litern pro Kopf vor Österreich mit 101 Liter und Polen mit 92 Litern. Abgeschlagen auf Platz vier landet Deutschland mit einem stetig sinkenden Bierkonsum bei 89 Litern.
Sie möchten mehr erfahren? Dann bestellen Sie doch einfach das aktuelle Heft!