Die Green Door Bar wird dreißig

Eine Instanz der Berliner Barkultur und Gastronomie-Szene

Am 14. April 2025 jährte sich der Geburtstag der Green Door Bar zum dreißigsten Mal. Der aus München zugezogene Drehbuchautor und Schauspieler Fritz Müller-Scherz eröffnete Ostern 1995 die Green Door, eine American Bar in Berlin-Schöneberg. „Dedicated to Eddie Condon“ steht auf der grünen Tür der Green Door, benannt nach der gleichnamigen Bar von Eddie Condon, einem amerikanischen Jazzgitarristen, für den sich Fritz, der in seiner Jugend Trompete spielte, begeisterte. Zu Zeiten der Prohibition war eine grüne Tür ein Zeichen für den verbotenen Alkoholverkauf.

 

Dreißig Jahre nach ihrer Eröffnung ist die Bar eine Instanz der Berliner Barkultur und Gastronomie-Szene und weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannt. 2024 wurde die Bar vom Branchen-Magazin Mixology als „Bar des Jahres 2025“ ausgezeichnet. Verändert haben sich die Räume der Bar seit ihrer Gründung kaum. Die charakteristischen blau-weiß karierten Wände und die gespachtelte Holzmaserung hinter dem Tresen stammen vom Künstler Thomas Hauser und sind seit der Eröffnung unverändert. Backbord, Tresen und Tische sind Maßanfertigungen und so alt wie die Green Door selbst. Besucher*innen der Bar nehmen auf Stühlen Platz, die Müller-Scherz vor über dreißig Jahren in New York ausgesucht und von dort nach Berlin hat liefern lassen. Dass sie in Polen produziert wurden und man das erst nach Anlieferung der Ware aus New York bemerkte, ist nur eine von unzähligen kleinen Green Door-Anekdoten, die das Barteam interessierten Gästen gern erzählt. Genau wie die über das Ölgemälde des Rottweilers, das eine ironische Anspielung auf Müller-Scherz Mutters allzu große Hundeliebe ist, oder die, dass einmal eine Python vor die Bar fiel, ausgebüxst aus einer Wohnung im Obergeschoss der Bar.

 

Die Green Door in der Winterfeldstraße wurde nach ihrer Gründung schnell zu einem Treffpunkt der Medienleute. Nachdem Barchef Stefan Weber 2001 die Green Door verließ, um seine eigene Bar zu eröffnen (Victoria Bar), war Müller-Scherz nicht nur Eigentümer, sondern auch Geschäftsführer der Bar. Die Arbeit als Drehbuchautor und die Geschäfte der Bar in Einklang zu bringen, war eine enorme Herausforderung für ihn. Andrea Kuhn, die nach dem Tod ihres Mannes Müller-Scherz 2015 die Bar übernahm, erinnert sich, „mit welchem Respekt er stets von der Bar sprach“: „Die Bar ist größer als wir alle. Sie hat ihr eigenes Wesen und sucht sich Personal und Gäste selbst aus.“ Kuhn sagt: „Und irgendwie ist das heute noch so.“

 

Dass sie die Bar übernehmen würde, war nicht geplant. Im Zentrum des gemeinsamen Lebens mit ihrem Mann stand der Film, nicht die Bar. Die Dramaturgin Kuhn lernte den Drehbuchautor Müller-Scherz Silvester 2000 kennen, 2010 heirateten sie. Als Kuhn 2015 die Bar kurzerhand übernimmt, ist viel zu tun. Die Bar muss nicht nur weitergeführt, sondern auch technisch modernisiert werden. Kuhns Umfeld rät ihr ab, die Geschäfte zu übernehmen. Rückblickend sagt sie, ist das Gefühl geblieben, dass man ihr diese Aufgabe vor allem als Frau nicht zutraute, was natürlich unausgesprochen blieb. Kuhn übernahm trotzdem und lernte, was es bedeutet, Verantwortung für Mitarbeiter*innen zu tragen, für die Wirtschaftlichkeit der Bar zu sorgen und ein Gespür für die Gäste zu bekommen. „Es war meine Trauer und die Liebe zu Fritz und seiner Liebe zur Bar, die mir die Stärke gaben. Mit der Übernahme der Bar konnte ich gleichermaßen etwas für mich, aber eben auch für ihn tun. Ich konnte seinen Wunsch erfüllen, dass sich nichts an der Bar ändern solle.“ Kuhn schaffte es, dem Wunsch ihres Mannes nachzukommen und die Bar gleichzeitig weiterzuentwickeln. 2018 ernennt sie Bartenderin Maria Gorbatschova zur Barmanagerin der Green Door. Gorbatschova ist innovativ und experimentierfreudig, vor allem in Bezug auf Aromen und Texturen. Früh setzt sie auf Themen wie lokale Zutaten, alkoholfreie Drink-Kreationen und mehr Sichtbarkeit für weibliche Talente in der Branche. 2024, zeitgleich mit der Auszeichnung der Green Door Bar zur „Bar des Jahres“, wird Gorbatschova als „Bartenderin des Jahres 2025“ ausgezeichnet.

 

„Die Bar wurde mit den Auszeichnungen (wieder) sichtbar, und zwar im zweifachen Sinne“, sagt Kuhn, „denn zeitgleich zu den vielen Medienberichten über Bar und Bartenderin des Jahres wurde das Gerüst vor der Bar abgebaut, hinter dem die Green Door den Sommer über verschwunden war, nachdem kurz zuvor ein Stein aus der Hausfassade auf die Straße knallte.“ Erzählen ist nach wie vor die Leidenschaft der Dramaturgin Kuhn, daran hat auch die Übernahme der Bar nichts geändert. „Fritz legte großen Wert auf die Geburtstage der Bar und beging sie mit viel Kreativität. Besonders gern lud er zu Lesungen; von Ulli Lommel, einem Weggefährten aus Fassbinder-Zeiten, von Schriftsteller Thomas Kapielski und Helge Timmerberg, der sein Freund wurde.“

 

Der dreißigste Geburtstag wird eine Woche lang mit einem besonderen Menü, einer Auswahl der beliebtesten Green Door-Drinks der vergangenen 30 Jahre, gefeiert. Der Curtain Call (Rum, Champagner, Zitrone, Campari, Olive und Basilikum) von Arash Ghassemi ist einer der Drinks, die das Bar-Team der Green Door zusammen mit ehemaligen Mitarbeiter*innen und Barkolleg*innen aus Bamberg (Schwarzes Schaf), Florenz (Locale), Hamburg (Collab Bar) und München (Trisoux und Zephyr) in der Geburtstagswoche zubereitet, um mit Gästen und Freund*innen der Bar auf die nächsten dreißig Jahre anzustoßen.

 

Anlässlich des runden Geburtstags wird außerdem der „Green Door-Social Club“ gelauncht: Erstmals am 28. April 2025 wird die Green Door jeweils am letzten Montag des Monats gemeinsam mit Brown Forman ein Menü mit Drinks unter zehn Euro anbieten. Das Angebot wird monatlich wechseln, mit dem Bestseller Green Door Sour (Slane Irish Whiskey, Mandarine, Vogelbeere, Zitrone, Zucker) als Konstante des Green Door Social-Clubs.

 

Adresse
Green Door Bar
Winterfeldtstraße 50
10781 Berlin
www.greendoor.de

 

Bild/Bezugsquelle

Bildcrdits Sarah Schlpsnies / The Whole Shebang
www.thewholeshebang.de

zurück zur Eventübersicht