Die frischen Franzosen
Frankreich & die frankophone Welt
La Grande Nation ist beliebt. Nicht nur das Land, auch seine Spitzenküche, Spirituosen und die Sprache. „Laissez-faire“ und „Savoir-vivre“ – das braucht man niemandem mehr zu übersetzen. Es ist universell und beschreibt ein Lebensgefühl, vor allem im Sommer, wenn der Trend zur Leichtigkeit geht. Was auch leichte Drinks einschließt. Wir haben einmal geschaut, was es hier Frisches gibt.
Im Jahr 2018 konnte Frankreich einen neuen Rekord verbuchen: 90 Millionen Touristen bereisten letztes Jahr das Land. Damit ist die Grande Nation das beliebteste Reiseziel der Welt! Und neben den üblichen Pilgerpunkten wie Eiffelturm besteigen, Sacré Cœur umrunden, Lavendelfelder in der Provence fotografieren und an der Croisette in Cannes flanieren, hat dieses Land noch viel mehr zu bieten. Frankreich ist die Heimat weltbekannter Barspirituosen wie Cointreau und Chartreuse. Eigene Kategorien wie Cognac, Champagner oder Calvados wurden hier begründet. Echte französische Lebensart, zu der unbedingt ein Aperitif am Nachmittag gehört, wird in den vielen Bistros landauf und landab zelebriert. Klassiker, die niemals out sein werden, sind etwa ein erfrischender Pastis im heißen Süden, ein herb-prickelnder Kir Royal im Norden oder ein Cognac-Schweppes im Westen.
Das Aperitif-Karussell
Allerdings können sich die Hersteller und Produzenten nicht auf ihren flüssigen Lorbeeren ausruhen, denn das Karussell dreht sich beständig weiter und die Konkurrenz schläft nicht. Überall tauchen neue Drink-Kreationen und Marken auf, und jedes Jahr aufs Neue lautet die Frage: Was wird das nächste Sommergetränk, das von der Champs-Élysées bis hin zur Promenade des Anglais in Nizza goutiert wird? Gerade der Bereich der Bitters und Wermuts war in den letzten Jahren stark umworben, gehören sie doch in Kombination mit Tonic oder Prosecco und Soda zu den beliebtesten Aperitif-Varianten. Die Marke Lillet von Pernod Ricard konnte seit der Einbindung in den Bond-Film „Casino Royale“ 2006 ein wahres Comeback feiern in Form des Cocktails Vesper Martini, bei dem Bond auf den französischen Wermut im Rezept besteht.
Bitter-Aperitif ist momentan eine der am schnellsten wachsenden Spirituosen-Kategorien der Welt. Konsumenten bevorzugen es zunehmend eher herb statt süß und sind offen für neue Geschmacksrichtungen und Aromen. Und so kommt der kürzliche Produktlaunch von Pampelle genau richtig. Der knallrote Bitter-Aperitif hat eine angenehme, natürlich-bittere Frucht- und Kräuter-Aromatik, die sich als Spritz, mit Tonic oder auch als französischer Twist im Negroni genießen lässt. Ihren besonderen Geschmack verdankt die Spirituose den Aromen korsischer Pampelmusen. Dazu gesellen sich Zitrus-, Gewürz- und Kräuternoten von verschiedenen Botanicals. Hergestellt wird Pampelle in der Stadt Cognac: Die Grapefruits der Sorte Star Ruby werden direkt nach der Ernte auf Korsika in eine Brennerei an der Charente geliefert und dort weiterverarbeitet. Das Mazerat der aromatischen Schalen wird destilliert und ein Teil des Grapefruitsafts zu einem Konzentrat eingekocht. So bleiben die fruchtig-frischen Noten erhalten. Separat werden verschiedene Zitrusfrüchte mazeriert – darunter Yuzu aus Japan, Cedrat aus Frankreich und Bitterorangen-Bigarade aus Haiti – und mit Chinarinde, Enzianbitter und einem Eau-de-Vie vermählt.
Renaissance der Côte d’Azur
Pampelle gehört dem Spirituosenhersteller Think Spirits und wird in Deutschland vom Bremer Spirituosen Contor distribuiert. Auf die Frage nach seiner Inspiration zu dem Produkt erklärt Patrick Borg, Inhaber von Think Spirits: „Meine Eltern sind Malteser und pflegten einen sehr mediterranen Lebensstil. Pampelle ist von diesem Erbe und meiner Liebe zu allem Französischen inspiriert. Ich wollte eine Spirituose kreieren, die den Aperitif zurück nach Frankreich bringt, der Heimat des Aperitifs, und die die italienisch-lastige Kategorie etwas aufbrechen kann.“ Begleitet wird die Markteinführung von auffälligen Kampagnen-Motiven in Retro-Farben, die an das mondäne, französische Strandleben der 50er Jahre an der Côte d’Azur erinnern.
Auch Grey Goose nutzt diesen Sommer das elegante und weltmännische Image, das noch immer mit der Côte d'Azur einhergeht, um eine neue Limited Edition seiner Riviera-Serie zu launchen. In Zusammenarbeit mit dem Pariser Luxuslabel Maison Labiche ist ein Design entstanden, das vom schönsten Strand der Côte d'Azur, dem Plage de Pampelonne nahe St. Tropez, inspiriert ist. Das Maison Labiche steht für klassische Mode mit einem besonderen Twist. So sieht sich auch Grey Goose, weshalb das Flaschendesign das traditionelle und für Frankreich typische blau-weiße Streifenmuster aufgreift. Parallel dazu gibt es einen neuen, frischen Sommer-Aperitif: „Grey Goose Paris to Pampelonne”. Dafür werden 35 ml Grey Goose, 25 ml St. Germain, 15 ml Zitronensaft und ein Schuss Extra Vergine Olivenöl in ein Glas mit Eis gegeben, mit 60 ml Sodawasser aufgefüllt und mit einer Zitronenschale garniert. In diesem Rezept zeigt sich der anhaltende Trend zu Low-ABV-Cocktails, den sich auch stärkere Spirituosen wie Wodka nicht entgehen lassen wollen.
Die Region Cognac: Eine wahre Influencerin
Das Weinanbaugebiet Cognac ist mit über 80.000 Hektar das zweitgrößte Frankreichs, gleich nach dem Bordeaux. Von hier kommen weltberühmte Weinbrände, hier stehen einige der traditionsreichsten Maisons. Gleichzeitig liegt hier die Keimzelle für Neues – nicht selten liefert diese prestigeträchtige Region die Grundlage für viele kreative Neuschöpfungen im Bereich der Spirituosen. Auch die Trauben, die die Basis für einen weiteren frischen Franzosen bilden, stammen aus dem Cognac: Nouaison Gin. Der Newcomer hat jüngst bei den Ultimate Spirits Challenge abgeräumt. In der Kategorie „Bester Ginʺ landete er auf dem zweiten Platz und bekam mit 95 Punkten die höchste Punktzahl unter den französischen Gins. Damit legte er den besten Gin-Launch des Jahres 2018 hin.
Dahinter steckt Jean-Sébastien Robicquet, der Gründer von G'Vine Gin de France. 2011 eröffnete der Winzer und Destillateur das Maison Villevert, das seinen Sitz im Herzen der Cognac-Weinbauregion hat. Robicquet spezialisiert sich auf die Kreation und Produktion von Premium-Spirituosen auf Traubenbasis. Sein Anliegen ist es, moderne Ginkultur mit französischer Weintradition zu verbinden. Das Besondere am Nouaison Gin ist die Zutat der jungen Weinbeere, die sich nach der Blütezeit aus der Weinblüte bildet. Dieser Vorgang wird als „Nouaison“ (zu Deutsch: Erneuerung) bezeichnet. Daneben verleihen Botanicals wie Wacholder, Bergamotte, Trockenpflaume, Sandelholz, Java-Pfeffer und Vetivergras dem Gin einen sehr eigenen Charakter. Die Destillation erfolgt im Small-Batch-Verfahren, wofür die Brennerei eine Brennblase mit 25 hl Fassungsvermögen nutzt, die vom traditionellen Charentaiser Stil inspiriert ist.
Und wo wir schon bei französischem Gin sind – auch die Produkte des umtriebigen Ferrand-Chefs Alexandre Gabriel sorgen regelmäßig für frischen Wind in der Branche. Gerade erst haben seine Citadelle Gins bei den World Gin Awards 2019 abgeräumt: Citadelle Original bekam Silber in der Kategorie „Taste“, der Citadelle Réserve sogar Gold in derselben Kategorie. Der Gin wird auf der Ferrand-Domäne Logis d’Angeac – wiederum in der Region Cognac – destilliert. Dabei kommen die Charentaiser Pot-Still-Destillierapparate zum Einsatz, die in der Zeit von November bis März für das Brennen von Cognac benutzt werden. Für die Herstellung von Citadelle werden neben Wacholder 18 weitere Kräuter verwendet, darunter Exoten wie Paradieskörner, Mandeln, Zimt, Veilchen, Muskatnuss oder auch Lakritz. Das Maison Ferrand ist eines der ältesten und renommiertesten Cognac-Häuser überhaupt – seit Alexandre Gabriel die Leitung innehat, gesellten sich diverse weitere Spirituosen-Arten hinzu. Denn der Franzose experimentiert gern, ist neugierig und denkt außerhalb von Grenzen. Das führte ihn vor vielen Jahren in die Karibik. Eigentlich wollte er dort nur alte Cognac-Fässer verkaufen, stattdessen entdeckte er seine Liebe zu Zuckerrohrschnaps. Heute gehört ihm eine Destillerie auf Barbados – hier kann er Rum nach seinem Gusto kreieren. So entstand die Idee zur Rum-Serie „Plantation“, bei der jeder Rum nach der traditionellen Machart seiner Heimat erzeugt wird, denn je nach Plantage und Herkunftsland unterscheiden sich die Destillationsmethoden. Ein beliebter Vertreter der Serie ist der Pineapple Stiggins‘ Fancy – ein Blend aus Barbados-, Trinidad- und Jamaika-Rums, in den Ananasschalen gelegt werden und der anschließend destilliert wird.
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