A.H. Riise Rum – ein Schluck dänischer Geschichte
Albert Heinrich Riise wurde 1810 geboren und war Apotheker, Naturforscher, Rumproduzent und Vater von 13 Kindern. Er hinterließ Spuren zwischen der Karibik und Kopenhagen. Seine botanischen und zoologischen Studien werden heute noch respektiert und das Rumhaus, das nach ihm benannt ist, fasziniert und polarisiert. Werfen wir einen neugierigen Blick auf das Wirken dieser bemerkenswerten Persönlichkeit und die Besonderheiten des dänischen Rums.
Ach, wie gerne trinken wir auf die Gesundheit. Und tatsächlich: zahlreiche selbstverständliche Zutaten im Barbetrieb entstammen ursprünglich dem Ansinnen auf körperliches Wohlbefinden. Seien es Kräuterliköre, Tonic Water oder Bitters. Auch der A.H. Riise Rum verweist auf medizinische Ursprünge. Bereits mit 14 Jahren trat Albert Heinrich Riise auf seiner Heimatinsel Ærø eine Ausbildung zum Apotheker an. Sein Studium schloss er 1832 mit Bestnoten ab, um danach in der Hauptstadt Kopenhagen an und befasste sich in seiner Freizeit mit anspruchsvollen Studien zu Zoologie, Botanik und Chemie. Dies muss eine Faszination für ferne Orte und exotische Pflanzen geweckt haben, denn 1834 beantragte er bei der dänischen Regierung eine Genehmigung zur Eröffnung einer Apotheke auf der karibischen Kolonialinsel Saint Thomas.
1672 hatte die Dänische Westindien-Guinea-Kompanie die unbewohnte Insel Saint Thomas vereinnahmt und 1675 folgte Saint John. Hinzu kam 1733 die Insel Saint Croix, die von der Französischen Westindienkompanie erworben wurde. Die drei Inseln östlich von Puerto Rico bildeten den Ausgangspunkt für den dänischen Handel in der Karibik. Riises Apotheke in Charlotte Amalie, der Hauptstadt von Saint Thomas, verfügte über Produktionsstätten für Kosmetika und Alkohol und eine Bahnanbindung zum Hafen von St. Thomas. Neben seiner eigentlichen Tätigkeit unternahm der neugierige Forscher zahllose Expeditionen in Mittel- und Südamerika und auf den umliegenden Inseln. Pflanzen, Tiere und historische Relikte faszinierten ihn und er schickte seine Erkenntnisse und Exponate in die dänische Heimat. Heute können in diversen Museen von Kopenhagen an die 500 Relikte von Riises Forschungen besichtigt werden. Etliche Tiere sind nach ihm benannt, darunter ein Frosch, Seeigel, Tintenfisch und eine Korallenschlange. Einige davon sind grafisch auf den aktuellen A.H. Riise Destillaten zu entdecken.
Ein Rum für die Marine
Selbstverständlich widmete Riise sich auch dem Zuckerrohr und der daraus resultierenden Melasse, die er als akribischer Apotheker sorgfältig destillierte und dabei auch regionale Pflanzen und spezielle Öle verwendete. Schon bald wuchs die Nachfrage nach Riises Rum und so ergänzte das Melassedestillat das eigentliche medizinische Kerngeschäft. Insbesondere die dänische Marine erfreute sich an der traditionellen Rumration aus dem Hause Riise, wenn sie die dänischen Hoheitsansprüche rings um die drei Kolonialinseln wahrnahm.
So gelangte der Riise Rum auch bald über die Häfen von Kopenhagen und Flensburg (bis 1864 dänisch) nach Dänemark in die Hände der dortigen Matrosen und wurde zum Stammgetränk auf den Schiffen. Heute zeigt A.H. Riise Rum die historische Verbundenheit zur dänischen Marine in Form von fünf speziellen Navy Rum Abfüllungen mit einem Alkoholgehalt zwischen 40 und 58 % Volumen. Die Melasse Destillate basieren auf einer sehr langen Fermentation, einer Destillation im Pot Still Verfahren und einer Eichenfassreifung. Das Ergebnis weist eine stockdunkle Farbe auf und betört mit Aromen von Kaffee, Zeder, Lakritz, Gewürzen und Bergamotte. Der Royal Navy Rum ist ungefärbt und nicht kältefiltriert. Das neuste Produkt aus dem Hause Riise ist der Naval Cadet mit Nuancen von Kokos, Orange, Minze und etwas Leder. Noch heute begeht die dänische Marine besondere Anlässe und Festlichkeiten mit einem Schluck A.H. Riise Rum.
Von links nach rechts: 1. Das Herzstück der Marke A.H. Riise: 1888 Gold Medal | 2. Neu auf dem Markt und den Marinekadetten gewidmet: Royal Danish Navy Cadet | 3. Genuss für Auge und Gaumen: Non Plus Ultra Black Edition | 4. Dem norwegischen König gewidmet: X.O. Kong Haakon Royal Reserve | 5. Family Reserve – der Rum überzeugt mit einem kräftigen und „charakteristischen Biss“.
Eine bemerkenswerte aromatische Bandbreite
Das heutige Unternehmen entstand 2016 als United Spirit Brands und wurde kurz darauf in A.H. Riise Spirits umbenannt. Neben den Melasse Destillaten zählen auch der Tranquebar Gin, benannt nach einer dänischen Kolonie in Südindien, und Santos Dumont Rum, der aus Zuckerrohrsaft und Zuckerrohrhonig gefertigt wird.
Die A.H. Riise Range besteht neben den Navy Rums aus zahlreichen weiteren Spezialitäten. Der bewährte Klassiker ist der 1888 Copenhagen Gold Medal. In jenem Jahr fand die große Leistungsschau der nordischen Länder in Kopenhagen statt. Der 1882 verstorbene Unternehmensgründer erlebt das Ereignis nicht mehr, aber zwei seiner Söhne setzen sein Unternehmen fort. So nimmt auch die Marke A.H. Riise an der Ausstellung mit 1,4 Millionen Besuchern teil und erhält eine Goldmedaille. Das aktuelle Erzeugnis betont die Kunst des Blendings und betört durch Aromen von Karamell, Vanille und Orangenöl.
Einer der Söhne, Valdemar Riise, entwickelt eine enge Freundschaft zum norwegischen König Haakon VII., der als Marineoffizier mehrfach in der Karibik weilt. Der X.O. Kong Haakon Royal Reserve Rum erinnert an die Freundschaft und basiert auf dem Rum-Lieblingsrezept des Königs.
Der Centennial Celebration repräsentiert eine weitere aromatische und historische Besonderheit der Marke. Die Rumsorten reiften in PX-, Oloroso Sherry und Portweinfässern und verströmen die Aromen von Rosinen, Butterscotch und Melasse. Im langen Nachhall schwingen Gewürze und Ledernoten mit. Der Rum entstand 2017, um an den 31. März 1917 zu erinnern, als Dänemark die kolonialen Karibikinseln an die USA für 25 Millionen Dollar verkaufte. Heute kennen wir die Inseln als US Virgin Islands, die amerikanischen Jungferninseln.
Den Höhepunkt der A.H. Riise Destillate bildet die „Non Plus Ultra“ Reihe in den eleganten Schmuck-Karaffen. Jede Variante besteht aus einem individuellen Blend mit besonderer Fassreifung. Beispielsweise im Sauternes- oder PX-Fass veredelt oder bei der „Black Edition“ in frisch ausgebrannten Fässern gereift. Die komplexen Abfüllungen dürften zur Weihnachtszeit wieder äußerst begehrt sein, genau wie die jährliche XO Christmas Edition.
Zucker im Zuckerdestillat
A.H. Riise zählt zu den aktuellen Erfolgsmarken im Segment von premium Rum. 2019 konnte das Unternehmen einen sensationellen Umsatz-Zuwachs von 30 % vermelden. Aufmerksame Leser werden womöglich bemerkt haben, dass der Begriff „Rum“ gar nicht so oft zur Anwendung kommt, wenn es um die Produktpalette geht. Das beruht auf den aktuellen Regelungen der Europäischen Union aus dem April 2019, die regionale Herkunftsbezeichnungen und Zuckermengen bei Rum neu regelt und einen Fortschritt bei der Produkt-Transparenz schaffen möchte. Die EU-Verordnung 2019/787 sieht vor, dass Produkte der Kategorie „Rum“ nicht mehr als 20 Gramm Süßungsmittel enthalten darf.
Dies brachte viel Unruhe und leidenschaftliche Diskussionen in die Rum-Szene. Manche Puristen lehnen die Zugabe von Zucker generell ab und andere Connaisseurs möchten unbedingt ihre gewohnte Aromatik beibehalten. Einige sehr bekannte und erfolgreiche Produkte sind betroffen und müssen ihre Positionierung im Markt nun neu überlegen. A.H. Riise positioniert sich eindeutig und stellt fest: „Der Hauptzweck der Verordnung ist es, Transparenz zu erhöhen und zu einem höheren Niveau des Verbraucherschutzes beizutragen. Wir als Unternehmen begrüßen dies sehr!“ Die Resonanz aus der großen Riise-Fan-Gemeinde war eindeutig: Geschmack ist Trumpf und soll beibehalten werden. Eine Reduzierung des Zuckers kam demnach nicht infrage. Nun zählen die meisten Produkte nicht mehr zur Kategorie „Rum“, sondern zur Kategorie „Spirituose“. Nach und nach erfolgt die Umstellung auf die Formulierung „Fein-Spirituose aus gereiftem Premium-Rum“. Die neue geografische Angabe auf den Verpackungen laute „Westindien & Zentralamerika“.
Der Erfolg von A.H. Riise bleibt weiterhin gesichert. Eine Bandbreite von mehr als 20 Spirituosen sorgen für fulminante aromatische Abwechslung. Von schmeichelnd und mild bis kraftvoll und herb. Darüber hinaus trinkt man mit jedem Schluck ein spannendes Kapitel Geschichte.
Peter Eichhorn
Bild/Bezugsquelle: Bremer Spirituosen Contor GmbH (www.bremerspirituosencontor.de)