Mai Tai
Nicht von dieser Welt, das Beste!

Unter den zahlreichen Cocktail-Klassikern gibt es nur wenige, die sich jeglichen Trends widersetzen und wirklich so zeitlos bleiben wie der gute alte Mai Tai. Der Sour ist unbestritten die Ikone der Tiki-Kultur und kann auf eine spannende Entstehungsgeschichte zurückblicken. Nicht nur der Streit zwischen zwei der bekanntesten Barkeeper ihrer Dekade, sondern auch die für lange Zeit geheimen Zutaten machen den Mai Tai zu einem faszinierenden Exoten.
Die Anfang der 30er-Jahre in den USA entstandene Tiki-Kultur zeichnete eine fantasievolle, heile Welt der Südsee. Sie versprach ein klischeehaftes Paradies, um kurz dem tristen Zustand der von der schweren Wirtschaftskrise und dem Weltkrieg gebeutelten amerikanischen Gesellschaft zu entfliehen. Cocktails sind wohl der Urlaub, den wir uns immer leisten können: Nichts entführt einen so sehr aus der Eintönigkeit des Alltags wie ein farbenfrohes, tropisches Getränk. Der Mai Tai ist das Aushängeschild eines perfekten Tikis.
Eigentlich eine perfekte, harmonische Story – wäre der Mai Tai anfänglich nicht Gegenstand eines erbitterten Streits zwischen zwei der einflussreichsten Barkeeper der aufstrebenden Tiki-Kultur in den 30ern des vergangenen Jahrhunderts gewesen. Die Erfindung des Rezepts nahmen sowohl Emest Raymond Beaumont-Garitt, alias Don the Beachcomber, als auch Victor Jules Bergeron, alias Trader Vic, für sich in Anspruch. Laut Trader Vic entstand der Mai Tai 1944, als er einen neuen Drink nachkreieren wollte. Er griff zu einem 17 Jahre alten jamaikanischen Rum von Wray & Nephew, fügte Limettensaft, Orange Curacao, Orgeat sowie Kandiszuckersirup hinzu und schüttelte alles kräftig mit Eis. Das Ergebnis war so beeindruckend, dass ein Gast aus Tahiti ausrief: „Mai Tai roa ae!“ – tahitianisch für „Nicht von dieser Welt, das Beste!“
Don the Beachcomber hingegen behauptete, er habe den Mai Tai schon 1933 in seiner Bar erfunden, allerdings mit einer völlig anderen Rezeptur. Die Debatte führte sogar zu Rechtsstreitigkeiten, bei denen beide Kontrahenten leidenschaftlich für ihre Version kämpften. Trader Vic fasste es später pointiert zusammen: „Jeder, der sagt, ich hätte diesen Drink nicht erfunden, ist ein schmutziger Stinker.“
Der perfekte Mai Tai: Eine Frage des Rums
Der Schlüssel zu einem großartigen Mai Tai liegt im Verständnis der Zusammensetzung der einzelnen aromatischen Bestandteile. Der ursprünglich verwendete jamaikanische Rum wird schon lange nicht mehr produziert. Seine typischen charakteristischen Aromen machten ihn ideal für diesen Cocktail. Nach dem Versiegen der Bestände ersetzte bereits Trader Vic den Rum durch andere Mischungen aus jamaikanischem Rum und Rhum aus Martinique. Heute, 90 Jahre nach Erfindung des Mai Tais, ist kaum noch nachvollziehbar, wie die ursprüngliche Rezeptur der Streithähne schmeckte. Vielmehr experimentieren Barkeeper weltweit mit verschiedenen Rezepturen, um den Geist des Original-Mai-Tais einzufangen. Wer also einen Mai Tai auf einer Getränkekarte entdeckt, kann durchaus Rückschlüsse auf das Verständnis der Barkeeper schließen. Vor einiger Zeit wurde uns im Seiberts in Köln eine besonders raffinierte und geschmackvolle Interpretation des Mai Tais serviert.
Unser Cocktailautor Pat Braun nimmt für den Mai Tai
am liebsten Takamaka Rum von den Seychellen.

Mai Tai
Zutaten:
4 cl Takamaka Dark Spiced
4 cl Takamaka Overproof Rum
2,5 cl Cointreau
5 cl Zitronensaft
3 cl Limettensaft
2,5 cl Mandelsirup
Glas: Tumbler
Garnitur: Ingwer, Zitronengras, Minze, Rambutan, essbare Blüten
Zubereitung: Alle Zutaten mit zerstoßenem Eis (crushed Ice) in den Cocktail-Shaker geben und kräftig schütteln. Den Drink zusammen mit dem Eis in die Schüssel füllen und nach Wunsch dekorieren.