Long Island Iced Tea
Eine Ode an...

Manche Drinks sind wie die typischen Vorabendserien der 70er und 80er Jahre: Eigentlich hatte man sie ganz gern, doch mit der Zeit enttäuschte eine Episode nach der anderen. Der langsame Abstieg in die Trash-Kanäle begann, wo sie schliesslich in Endlosschleifen, unterbrochen von Klingeltonwerbung, ein Schattendasein fristeten. Das Interesse an ihnen verblasste. In dieser Ausgabe widmet sich Pat Braun dem Long Island Iced Tea.
Diese Entwicklung lässt sich diese auch auf Drinks aus dieser Zeit übertragen, die – wie auch die ein oder andere Kultserie – heute wieder aus ihrer Schmuddelecke herausgeholt werden sollten. Der Long Island Iced Tea ist, zusammen mit dem Zombie, einer dieser Klassiker: Er galt lange als Testimonial trinkfester Teenager in Dorfdiskotheken und oft als letzter Absacker, um sich endgültig die Lichter auszuschiessen. Seine Stärke war berüchtigt – und der Abend oft schneller vorbei, als es dem unbedarften Gast lieb war. Doch wenn richtig zubereitet, verdienen beide weitaus mehr Anerkennung, als ihnen in der Vergangenheit zuteil wurde.
Das Geheimnis liegt in der Balance
Der Long Island Iced Tea ist trotz seiner Stärke mehr als nur ein Party-Drink. Hinter seiner vermeintlichen Einfachheit verbirgt sich ein Cocktail, der bei richtiger Zubereitung sowohl geschmacklich ausgewogen als auch erfrischend ist. Bekannt ist er für seine auf den ersten Blick ungewöhnliche Mischung aus mehreren Spirituosen und Zutaten: Gin, Wodka, Rum, Tequila und Triple Sec, ergänzt durch Zitronensaft, Orangensaft, Zuckersirup und einen Schuss Cola. Daraus entsteht ein überraschend frischer und harmonischer Drink. Statt günstigen Alkohol zu verwenden, empfiehlt es sich, auf hochwertige Spirituosen zu setzen, um den Genuss zu verfeinern.
Ebenso sollte man frische Zitrussäfte und selbstgemachten Zuckersirup bevorzugen. Die Qualität der Zutaten und das richtige Glas sind außerdem entscheidend. Dies sollte genügend Fassungsvermögen für eine Menge Eis und Zutaten haben, klassischerweise ein Eisteeglas. Für einen perfekt ausbalancierten Long Island Iced Tea ist es zudem wichtig, die Zutaten in Einklang zu bringen – denn trotz der fünf hochprozentigen Spirituosen sollte der Drink nicht übermäßig stark wirken. Ganz im Gegenteil: auf den ersten Schluck wie ein harmloser Eistee an einem heißen Sommerabend auf Long Island.
Wer war’s denn nun?
Der Ursprung des Cocktails ist dubios: Eine weniger bekannte, aber durchaus plausible Theorie zur Entstehung des Long Island Iced Tea, führt zurück in die 1920er Jahre - in die Zeit der Prohibition in den USA. Charlie „Old Man“ Bishop, der damals auf Long Island in Kingsport, Tennessee, lebte, soll die ursprüngliche Version des Cocktails entwickelt haben. Bishop, ein berüchtigter illegaler Alkoholbrenner, mischte Rum, Wodka, Whiskey, Gin und Tequila mit etwas Ahornsirup und erschuf so den Vorläufer des heutigen Long Island Iced Tea. Etwa 20 Jahre später verfeinerte sein Sohn Ransom das Rezept weiter, indem er Zitrone, Limette und Cola hinzufügte.
Erst in den 1970er Jahren machte der New Yorker Barkeeper Robert „Rosebud“ Butt den Drink bekannt - und proklamierte dessen Erfindung ebenfalls für sich. Er nahm 1972 an einem Cocktailwettbewerb teil, bei dem Triple Sec als Zutat vorgeschrieben war. Er ersetzte den Whiskey durch Triple Sec - und verhalf so der heute bekannten Rezeptur des Long Island Iced Tea zum weltweiten Durchbruch.
Unser Cocktailautor Pat Braun bereitet den Long Island Iced Tea
am liebsten mit Amundsen Vodka, Sierra Tequila und Finsbury Gin zu.

Long Island Iced Tea
Zutaten:
2 cl Finsbury Gin
2 cl Amundsen Vodka
2 cl Sierra Tequila
2 cl White Rum
2 cl Triple Sec
1,5 cl Orangesaft
1,5 cl Zitronensaft
1,5 cl Zuckersirup 1:1
Top-up: Coca-Cola
Glas: Highball
Garnitur: Orangenschnitz
Zubereitung: Alle Zutaten im Glas auf frischem Eis bauen. Mit etwas Coca-Cola aufgießen, anschließend mit einer Zitronenspalte garnieren.