Die Paloma - Handshake CMDX
Tequila, aber anders: Wie die Paloma zum Kult wurde

In einer Zeit, in der Desinformation und alternative Fakten allgegenwärtig sind, wird es zunehmend schwieriger, Wahrheit von Mythos zu unterscheiden. Dabei entstehen Fehleinschätzungen nicht nur durch bewusste Falschinformationen, sondern auch, weil unsere eigene Erfahrung oft nur einen begrenzten Blickwinkel bietet. Ein anschauliches Beispiel dafür findet sich in der Spirituosenwelt: Wenn hierzulande das Wort „Tequila“ fällt, denken viele Gäste direkt an Shots mit Zitrone und Salz oder an übergroße Margarita-Gläser mit bunter, slushi-ähnlicher Konsistenz, konsumiert durch lange Strohhalme.
Während die Margarita international tatsächlich als Aushängeschild des mexikanischen Agavenbrands gilt, schwören die Einheimischen dagegen auf einen erfrischend anderen Tequila-Drink: die Paloma. Wer die Hauptstadt Mexico City, unter Fliegern liebevoll CDMX genannt, besucht, wird von ihrer Lebendigkeit und der kulinarischen Vielfalt Mexikos schier überwältigt. Überall, wo ein herzhafter Snack oder ein kühles Bier serviert wird, in den sogenannten Cantinas und Fondas der Stadt, findet sich auch die erfrischende Kombination aus Tequila und Grapefruitlimonade. Die Paloma verzaubert dabei so nachhaltig, dass der mexikanische Highball schnell zum Getränk der Wahl wird. Und ehe man sich versieht, diskutiert man trotz holpriger Spanischkenntnisse mit anderen Gästen an der Bar leidenschaftlich über die Philosophie des richtigen Tequilas und die Farbe der Grapefruitlimonade.
Von Mariachi-Klängen zur Cocktailkultur
Es gibt nicht die eine Entstehungsgeschichte der Paloma, wohl aber einige nachvollziehbare Entwicklungen. Die stolzen Mexikaner lieben Dramaturgie und Pathos – eine Leidenschaft, die sich auch in der Musik der Mariachis widerspiegelt. Einer ihrer mitreißenden Inszenierungen beizuwohnen, ist ein echtes Vergnügen. Diese ausgelassene Stimmung während der Prohibition könnte die Geburtsstunde der Paloma sein – als sich unzähligen Amerikaner auf der mexikanischen Seite des Grenzgebiets einfanden. Mexikanische Barkeeper wandelten hier den in den USA beliebten Tom Collins ab: Statt Gin, Zuckersirup, Zitronensaft und Soda kam kurzerhand der dort verfügbare Tequila ins Glas.
Landesweit bekannt wurde die Paloma, spanisch für «die Taube», Mitte der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als eine amerikanische Grapefruit-Limonade den mexikanischen Markt eroberte. Die nahezu weiße Farbe des Highballs könnte zur Namensgebung beigetragen haben. Andere wiederum schreiben es einem beliebten mexikanischen Volkslied, das in den 1860er-Jahren komponiert wurde, zu.
Agavenbrand & Grapefruit: Ein Happy End für die Paloma. Zurück in deutschsprachigen Gefilden fühlte sich die Suche nach den richtigen Zutaten für eine Paloma lange Zeit an wie eine Odyssee ohne Kompass. Eine vernünftige Grapefruit-Limonade war genauso wenig an die Bar zu bekommen wie einen qualitativ ansprechenden Tequila abseits des Mainstreams. Was übrig blieb, war der Schritt zurück zur Collins-Variante mit frischem Grapefruitsaft und Soda. In der Zwischenzeit gibt es eine fantastische Bandbreite an Agavenbränden und hochwertigen Grapefruitlimonaden, die dem Original in nichts nachstehen. Nicht umsonst ist die Paloma heute auf vielen Barkarten diesseits des Golfs von Mexiko zu finden.
Unser Cocktailautor Pat Braun nimmt für die Paloma
am liebsten Espolòn Tequila Blanco.

Die Paloma - Handshake CMDX
Zutaten:
40 ml Espolòn Tequila
1 BL Agavesirup
10ml Limettensaft
Top up: Grapefruit Limonade
Zubereitung: Das Glas mit einem Salzrand versehen, anschliessend frisches Eis bestücken. Die Zutaten nacheinander in das Glas geben und mit Grapefruit Limonade aufgiessen. Mit einer Grapefruitspalte garnieren.