Die Bloody Mary

Katerkiller und Kultgetränk

Vor kurzem saß ich mit einigen Barkeepern in einem Bus durch das Schweizer Bergland – auf einer kulinarischen Reise in die Natur. Plötzlich drehte sich das Gespräch um einen der bekanntesten Cocktails der Welt und eine rege Diskussion entstand. Manchen war die Viskosität zu dickflüssig, andere wiederum störte die Zusammensetzung der Rezeptur. Allein die Hauptzutat Tomatensaft spaltete die Lager. Die Rede ist von der Bloody Mary.

 

Tatsächlich gehöre ich diesem Lager nicht an. Nicht nur, weil ich als ehemaliger Hamburger Barkeeper das Szenegetränk «Mexikaner», eine Adaption mit Korn und Sangria, literweise ausschenkte und selbst lieben lernte. Auch in zahlreichen anderen Bars, in denen ich tätig war, war die Bloody Mary das Feierabendgetränk der Barkeeper schlechthin. Die Mischung aus Wodka, reichhaltigem Tomatensaft, Zitronensaft, Tabasco und Gewürzen macht diesen Cocktail zu einem perfekten Ausklang.

 

Jeder, der sich die ein oder andere Nacht um die Ohren geschlagen hat, kennt das böse Erwachen am nächsten Morgen – wenn man den späten Gang zum mittelmäsßgen Imbiss bitterlich bereut. Wer quälte sich nicht schon einmal durch einen Tag voller Kopfschmerzen, schlechtem Fernsehen und fettigem Essen. Die Bloody Mary kann hier Abhilfe schaffen: Ihre Zusammensetzung lindert den Heisshunger und gestaltet den Kater letztlich erträglicher.

 

Das Geheimnis liegt in den Bestandteilen der Rezeptur. Der Tomatensaft enthält Elektrolyte wie Natrium und Kalium, die den Elektrolythaushalt auffüllen. Der Wodka senkt den Alkoholspiegel langsamer, während Worcestersauce und Tabasco Endorphine freisetzen, die als natürliche Schmerzmittel wirken. Eigentlich der perfekte Drink, um einem den Sonntag zu retten.


Ein Klassiker, der die Zeit überdauert

Über die Entstehung des Namens der Bloody Mary ranken sich viele Gerüchte. Die Entstehung jedoch geht wahrscheinlich auf den französischen Barkeeper Ferdinand «Pete» Petiot zurück, der während der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts in «Harry’s New York Bar» in Paris arbeitete. Nach Stationen im «The Savoy» in London und in der «King Cole Bar» im The St. Regis Hotel in New York wurde nicht nur schrittweise die Rezeptur mit schwarzem Pfeffer, Zitrone, Worcestersauce und Tabasco verbessert. Zwischenzeitlich wurde aus Mangel an Wodka auch Gin verwendet. Der neue Name Red Snapper setzte sich allerdings nur im Zusammenhang mit der Verwendung von Gin als Basis durch. Aber zurück zum  Cocktail: Das Großartige an der Bloody Mary ist, dass sie so vielfältig ist.


Tomaten gibt es fast in jeder kulinarischen Richtung – wobei die Auswahl des Tomatensafts dabei eine riesige Rolle spielt. Gute Qualität bringt eine Aromenvielfalt, die den gesamten Cocktail beeinflusst. Verschiedene Gewürze aus der asiatischen, arabischen oder auch mediterranen Küche ergeben das gewisse Etwas. Sie können die unterschiedlichsten Spirituosen wie Wodka, Gin, Mezcal, aber auch Obstbrände verwenden. Bei der Garnitur wird es wild: klassisch mit Sellerie bestückt, werden heute auch Bacon, Garnelen, dehydrierte Tomaten und vieles mehr als Garnitur eingesetzt – und verwässern die Grenze zwischen Cocktail und Imbiss. Aber warum eigentlich nicht? Der Kreativität und der Vielschichtigkeit in der Zusammensetzung sind keine Grenzen gesetzt. Letztlich ist die Bloody Mary keine feste Rezeptur, sondern eine Vorlage, an der sich Barkeeper orientieren. Sie ist und bleibt ein Klassiker und hat den Test der Zeit aus einem bestimmten Grund bestanden.

 

Um die verschiedenen Lager der Barkeeper zu einen, möchten wir heute ein besonderes Rezept vorstellen. Dennis Ilies, Barmanager und ehemaliger Koch in Hamburg, trifft den Zeitgeist moderner Geschmackswünsche und versteht es, die DNA der Bloody Mary zu separieren – um sie anschließend neu zu interpretieren.

 

 

Unser Cocktail-Autor Pat Braun verwendet für den
Cosmopolitan am liebsten den Wodka Gorbatschow

 

Pomodori di Calabria
Puzzle Bar/Hamburg

 

Zutaten:
3 cl    Wodka Gorbatschow
1 cl     Bergamottenlikör
5 cl     Tomatencordial*
1 BL    Perfidi
8 Tr    Angostura
8 Tr    Saline


Glas: Tumbler
Garnitur: Confierte Tomate
Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kaltrühren. In einem Tumbler auf einen grossen Eiswürfel giessen. Mit einer Tomate garnieren

 

*Tomatencordial
1400 gr Tomatenwasser und 150 gr Zucker aufkochen, 5 gr Malic Acid und 2, 5 gr Vitamin C hinzufügen und vermischen.

 


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