120 Jahre Dry Martini

Der Unerreichte unter den Cocktails

Als junger Barkeeper war mein Verhältnis zum Martini eher gespaltener Natur. Einerseits war ich froh über die vermeintliche Einfachheit des Rezepts. Andererseits waren meine damals unerfahrenen Geschmacksknospen auf diesen Cocktail und seine immense Wucht nicht vorbereitet.

 

Zumindest hier hat das Älterwerden einen Vorteil: Man gibt der Komposition die notwendige Zeit, trinkt sich quasi in die Materie ein und lernt den Drink auf neuer Ebene kennen. Ihren Beitrag leisteten auch bekannte Filme, die diesen Klassiker immer wieder unaufgeregt in Szene setzten. Unterbewusst, still und heimlich wurde der Martini schließlich für mich zum anspruchsvollsten Cocktail.


Als in der vergangenen Dekade meine Vorliebe für Gin unbestritten einen besonderen Platz einnahm, wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf den Martini gelenkt. Kein Getränk mit Gin verkörpert so viel Raffinesse und fordert gleichzeitig perfektes Handwerk des Barkeepers wie – der Martini. Zweifelsohne führt die Rezeptur und ihre Schlichtheit unerfahrene Barkeeper gerne auf die falsche Fährte. Kein Cocktail bedarf einer so hohen Interaktion mit dem Gast wie dieser: Welchen Gin bevorzugen Sie? Wie trocken darf er sein? Natürlich gerührt! Darf es eine Zitronenzeste, Olive, Orange, Cocktailzwiebel oder gar ohne Garnitur sein? Während die meisten Gäste, und auch Barkeeper, ob dieses Austauschs eher den Mut verlieren und resigniert zu einem Gin & Tonic greifen, erkennt man hier schnell die wahre Symbiose zwischen Gast und Gastgeber.

 

Die Kunst und Präsentation eines herausragenden Martinis birgt allerdings das Potential, dass sich Ihre Bar von anderen abhebt – sei es durch das Servieren am Tisch oder das Hinzufügen einer persönlichen Note, wie etwa das Parfümieren des Glases mit einem Aprikosenbrand oder einer individuellen Bittermischung. Der Martini bleibt die klassische Art, Gin zu zelebrieren. Doch bei aller Kreativität gibt es einige unverrückbare Prinzipien, die einem guten Martini inhärent sind. Er muss kalt sein – nicht einfach nur kalt, sondern so nah am Gefrierpunkt wie möglich ohne zu erstarren. Das Glas, in dem er serviert wird, sollte vorher ebenfalls in frostigen Hauch gehüllt sein. Andernfalls könnte man ihn genauso gut in den Ausguss schütten. Ein herausragender Martini ist die Summe seiner Bestandteile. Ein exzellenter Gin verdient einen erstklassigen Wermut und eine perfekte Verdünnung.

 

Ein anonymes Zitat bringt die Bedeutung des klassischen Cocktails auf den Punkt: «Ich spreche nicht von einem Becher billigen Gins, der auf einen Eiswürfel gespritzt wird. Ich spreche von Satin, Feuer und Eis; Fred Astaire in einem Glas; chirurgische Sauberkeit, Einsicht... Komfort; Erlösung und Absolution. Ich spreche von Martini.»

 

 

Unser Cocktail-Autor Pat Braun nimmt für den
Dry Martini am liebsten No.3 - London Dry Gin

 

Dry Martini

 

Zutaten:
7,5 cl    No.3 - London Dry Gin
1,5 cl     trockener Wermut (gekühlt)


Glas: Martini-Glas
Garnitur: Zitronenschalen-Twist
Zubereitung: Das Martini-Glas mit Eis füllen und kühlen. Ein Rührglas zu 2/3 mit Eis füllen. Alle Zutaten hinzugeben und 30 Sekunden lang umrühren, damit sich die Zutaten abkühlen und verdünnen können. Das Eis aus dem Glas leeren. Die Flüssigkeit In das gekühlte Glas abseihen. Am Ende mit einem Zitronenschalen-Twist garnieren.


Bezugsquelle:

Kirsch Import GmbH & Co. KG
www.kirschwhisky.de

 

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