Die Goldene Bar, München, Deutschland
Cocktails zwischen Kunst und Geschichte

Hochqualifizierte Bartender, innovative Cocktailkreationen und exklusive Locations: Die Barkultur in München legte in den letzten Jahren eine beeindruckende Entwicklung hin – und wurde schnell zu einer der vielfältigsten in Deutschland. Gilt bei aller Konkurrenz eine Bar als Aushängeschild der Stadt, ist der Mystery-Check nicht weit. In unseren bewährten Kategorien nehmen wir Bars objektiv, konstruktiv und inkognito unter die Lupe. Dieses Mal besuchten wir Die Goldene Bar in München, Deutschland.
Gelegen im südlichen Teil Deutschlands, nahe der Bayerischen Alpen, ist München beliebter Magnet für Touristen, Naturliebhaber und Kulturbegeisterte. Ihre bewegte Geschichte als bedeutendes Handelszentrum reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück. Die Wittelsbacher und später die bayerische Königsfamilie hinterließen prächtige Bauwerke wie die Residenz und Schloss Nymphenburg. Aber auch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, die fast zur vollständigen Zerstörung der bayerischen Landeshauptstadt führten, und der anschliessende Wiederaufbau prägen Münchens Erscheinungsbild bis heute: Verwinkelte Gassen führen zu beeindruckenden Bauten sowie zahlreichen Grünflächen. Der weitläufige Englische Garten zählt zu den grössten Stadtparks der Welt. München steht jedoch auch für Innovation und Wirtschaftskraft: Viele internationale Unternehmen und Start-ups haben hier ihren Sitz. Die renommierte Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität sorgen für Talente aus aller Welt. Bekannt ist München auch für seine bayerische Gastfreundschaft, die sich nicht nur während des Oktoberfestes erleben lässt. Auch in den traditionellen Biergärten und Wirtshäusern lässt sich die herzhafte bayerische Küche und das lokale Bier in geselliger Atmosphäre genießen. Die Stadt beheimatet zudem eine Vielzahl von Bars – von schicken Cocktail-Lounges bis hin zu rustikalen Kneipen. Beliebte Hotspots wie die Zephyr Bar oder die Schumann’s Bar sind Beispiele für die hohe Kunst der Mixologie in München. Im Jahr 2010 wurde die renommierte Goldene Bar unter der Leitung von Klaus St. Rainer, einer der erfahrensten deutschen Bartender, neu eröffnet.
Das Entree
Wir laufen die Prinzregentenstraße entlang. Diese ist nicht nur für ihre herrschaftlichen Altbauwohnungen bekannt, sondern auch eine der geschichtsträchtigsten Straßen Münchens – sie verbindet das Prinzregententheater, das Bayerische Nationalmuseum, das markante Denkmal Friedensengel und das Haus der Kunst. Letzteres ist das Ziel unseres aktuellen Mystery-Checks. Etwas ungläubig stehen wir vor dem monumentalen Bauwerk, das durch seine Architektur und dunkle Vergangenheit groß, übermächtig und schwer wirkt. Wir sind gespannt, wie dieses Gebäude mit einer Bar in Einklang gebracht wurde. Ursprünglich als Repräsentationsbau nationalsozialistischer Kulturpolitik im Jahr 1937 eröffnet, gehört das Haus der Kunst heute zu den wichtigsten Ausstellungshäusern für zeitgenössische Kunst in München. Wir laufen daran vorbei und blicken hinunter in eine Art Innenhof, auf den bekannten und exklusiven Club P1. Dahinter ist weit und breit nur grün zu sehen: Das Haus der Kunst ist das Tor zum Englischen Garten. Wir bemerken den grossen Außenbereich mit Bar und zahlreichen zusammengestellten Stühlen, die bei entsprechendem Wetter viel Platz für Gäste bereithält. Wir betreten das neoklassizistische Gebäude und sehen uns um.
Bewertung: 2,0
Das Barteam
Wir stehen erst etwas verloren im großen Vorraum der Bar. Schließlich werden wir hineingeführt – die Platzwahl ist frei. Wir wählen zwei Stühle an der Bar und werden direkt sehr freundlich begrüßt. Während wir bereits einen Blick in die Karte werfen, schenkt uns der Bartender jeweils ein Glas Wasser ein. Wir erfahren, dass er noch vor Kurzem auf Schloss Elmau, einem Fünf-Sterne-Spa-Hotel in den Alpen gearbeitet hat. Als er das Angebot vom Inhaber der Goldenen Bar erhielt, musste er diese einmalige Gelegenheit ergreifen, erzählt er. Während unseres Besuches ebenfalls anwesend war Barchef Daniel Gsöllpointner, besser bekannt als Gsölli. Der Umgang des Barteams miteinander ist freundschaftlich.
Bewertung: 2,25
Das Ambiente
Ursprünglich wurde die Goldene Bar vom Architekten des Gebäudes, Paul Ludwig Troost, als Künstlerfestraum konzipiert – später diente es als Offizierscasino der Wehrmacht. Ihre Architektur spiegelt die Pracht und den Stil der 1930er-Jahre wider: Hohe Decken, grosse Fenster und eine offene Raumgestaltung sorgen für eine großzügige, fast schon majestätische Atmosphäre. Die Bar ist original erhalten und wirkt durch ihren Stil und das dunkle Grün edel. Die Holztische, schwarze Ledersessel und das erhaltene Parkett fügen sich harmonisch in das Ambiente ein. Umrahmt wird der Raum von einem beeindruckenden, Wandgemälde auf Blattgold, das vom Maler Karl Heinz Dallinger geschaffen wurde. Viele Jahre versteckt hinter Platten, ist es bis heute in sehr gutem Zustand erhalten. Dem goldenen Kunstwerk verdankt die Bar auch ihren Namen. Es zeigt eine Weltkarte mit den wichtigsten Weinanbaugebieten und Exporthäfen, aber auch figürliche Darstellungen wie Tabakhändler und den Kanu-Transport von Zuckerrohr. Sie verleiht der Bar einen einzigartigen Charakter und eine besondere historische Dimension. Das Licht des großen Leuchters an der Decke, der aus dem Hotel Mandarin Oriental Savoy in Zürich stammt, sowie die indirekte Beleuchtung bringen das Gold der Wände zum Strahlen. Die Kleidung des gesamten Teams, inklusive Barjacke, wurde durch den gefeierten Designer Hannes Roether ausgestattet
Bewertung: 2,0
Die Barkarte
Die Sommerkarte ist an den Terrassenbetrieb angepasst und besteht aus insgesamt elf Drinks. Dabei handelt es sich sowohl um Klassiker als auch neue Interpretationen. Weitere Drinks sind auf Anfrage möglich. Die Winterkarte, sei um einiges umfangreicher, sagt man uns. Darüber hinaus verfügt die Barkarte über spannende Speisen, die uns neugierig machen.
Bewertung: 2,0
Mixed Drinks
Die Drinks sind zum Teil als Pre-Mixe vorbereitet und, sicherlich auch aufgrund der großen Sommerterrasse, schnell zubereitet. Die hausgemachte Grapefruit-Limonade gibt es aus dem Zapfhahn. Besonders auffallend ist die Arbeit ohne Jigger im gesamten Barteam. Unsere bestellten Cocktails bewerten wir als solide und gut.
Bewertung: 2,25
Speisen und Snacks
Zusätzlich zur Cocktailkarte bietet die Goldene Bar eine ausgeprägte Auswahl an kleinen und grösseren Speisen. Wir sind begeistert: Das Pastrami-Sandwich zergeht auf der Zunge und ist auch optisch ein wahrer Hingucker. Die Sardinen mit Zitrone und Öl sind der perfekte Begleiter für einen Abend an der Bar. Öffnungszeiten: Mo. 12.00 bis 20.00 Uhr, Mi. + Do. 12.00-0:00; Freitag und Samstag bis 2.00 Uhr sowie sonntags von 13.00 bis 22.00 Uhr. Am Dienstag hat die Bar Ruheta
Bewertung: 1,0
Musik und Entertainment
Subtil im Hintergrund läuft Latino-Musik. Aufgrund der hohen Decken und der Größe des Raumes ist jedoch die Geräuschkulisse sehr hoch. Zum Ambiente der Bar kann die Musik daher wenig beitragen. Im Sommer lässt sich ein Sundowner auch auf der Terrasse vor der Bar genießen – oftmals sogar mit DJ.
Bewertung: 2,5
Service und Kommunikation
Die persönliche Ansprache an der Bar empfinden wir als sehr angenehm – ansonsten bleibt die Kommunikation eher unverbindlich. Nicht ganz dem gastronomischen Standard entsprechend, fiel uns ein Commis auf, der sich mehrfach in die Haare griff und anschließend Teller und Drinks zum Gast brachte.
Bewertung: 2,5
Produktkenntnis und Beratung
Die Goldene Bar verfügt über eine gute Auswahl an Spirituosen. Darüber hinaus bietet sie auch Vieles aus eigener Herstellung: Dazu gehört Wein, die bekannten «OK Bitters» und «Sexy Bitters» sowie Absinth aus der Schweiz. In Zusammenarbeit mit Felix Kaltenthaler von Revolte Rum wurde ein Swedish Punch wiederbelebt. Neuste Errungenschaft ist eine eigene Scotch Abfüllung. Professionell und freundlich beantwortet das Team all unsere Fragen.
Bewertung: 2,0
Barchef und Führung der Bar
Klaus St. Rainer, alias «The Saint», gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Bartendern Deutschlands. Er arbeitete als Barchef bei Ernst Lechthaler und sieben Jahre lang in der Schumann's Bar. Als er 2010, zusammen mit Leonie con Carnap, die Goldene Bar im Münchner Haus der Kunst eröffnete, hatte er sich schon lange einen Namen in der Szene gemacht – als Inhaber seiner Shakermanufaktur und mit seinen Barkonzepten für Medienevents in Los Angeles, Cannes und Venedig. Seit 1986, seinen Anfängen in der Gastronomie, stand das Rad für ihn nie still: Neben zwei veröffentlichten Büchern, ist er regelmäßig Juror bei internationalen Wettbewerben, gibt weltweit Schulungen und vertreibt eigene Bitters sowie Tonic Water. Während Klaus St. Rainer am Tag unseres Besuchs nicht anwesend war, führte Barchef Daniel Gsöllpointner das Team souverän.
Bewertung: 1,5
Sauberkeit und Hygiene
Trotz alter Substanz ist die Goldene Bar gepflegt und zu jeder Zeit sauber. Regelmäßig werden die Oberflächen der Bar gewischt. Auch die Toiletten sind zwar visuell eher dem Grünwalder Stadion zuzuordnen, allerding in hygienisch einwandfreiem Zustand.
Bewertung: 2,0
Tastings und Aktionen
Zusätzlich zu angebotenen Kursen befindet sich auch der Eisbach Kiosk unter der Leitung von Klaus St. Rainer. Die Idee: frische, vegane Speisen am Eisbach. Das in der Zwischenzeit leider bereits schon wieder geschlossene Wabi Sabi Shibui war eines der spannendsten Projekte in den letzten Jahren in München.
Bewertung: 2,0
Preis und Leistung
Mit 15,- € pro Cocktail liegen die Drinks der Goldenen Bar im Münchner Mittelfeld.
Bewertung: 2,0
Social Media & Networking
Der Instagram-Kanal der Goldenen Bar hat über 4.300 Follower. Für Sichtbarkeit und Networking sorgen regelmäßige Vorträge und bereits zwei veröffentlichten Bücher von Klaus St. Rainer.
Bewertung: 2,0
Fazit
Die Architektur und das Interieur der Goldenen Bar sorgen für eine einzigartige Atmosphäre, die Besucher in ihren Bann zieht. In jeder Ecke, in jedem Detail ist die Geschichte des Hauses spürbar. Wirkt das Gebäude durch seine Vergangenheit erdrückend, haucht die Goldene Bar dem ehemaligen Künstlerfestraum und Wehrmachtscasino neues Leben ein. Auf erfrischende Weise bricht sie mit der Schwere des Bauwerks. Das Barteam trägt dazu bei: Jung, selbstbewusst und nach Hannes Roether in robuster Ästhetik gekleidet, schafft es für den Gast eine lockere, aber auch gehobene Stimmung. Einziger Nachteil der hohen Decke und der Größe des Raumes ist die Geräuschkulisse, die Intimität nicht so richtig aufkommen lassen will. Die Drinks der Goldenen Bar sind solide und überzeugen auf einem guten Niveau. Handwerklich sauber gemacht, hat die Raffinesse der Cocktails noch Luft nach oben.
Mystery BarCheck
Die Goldene Bar, München, Deutschland | |||
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Testurteil | 2,0 | ||
Entree | 2,0 | ||
Barteam | 2,25 | ||
Ambiente | 2,0 | ||
Barkarte | 2,0 | ||
Mixed Drinks | 2,25 | ||
Speisen und Snacks | 1,0 | ||
Musik und Entertainment | 2,5 | ||
Service und Kommunikation | 2,5 | ||
Barchef und Führung der Bar | 1,5 | ||
Produktkenntnis und Beratung | 2,0 | ||
Sauberkeit und Hygiene | 2,0 | ||
Tastings und Aktionen | 2,0 | ||
Preis und Leistung | 2,0 | ||
Social Media & Networking | 2,0 | ||
Adresse
Die Goldene Bar
München, Deutschland