Robin Lühert: Bar + Cafe Esprit, Göttingen

"Der einzige Weg"

Unser Barstaff Porträt rückt Barkeeperinnen und Barkeeper aus unseren Lieblingsbars in den Fokus. Dieses Mal Barchef Robin Lühert aus dem Bar + Cafe Esprit in Göttingen. In den vergangenen Jahren hat er sich, unter anderem auf Wettbewerben, einen Namen in der Szene erarbeitet. Wir trafen ihn zum Gespräch.

 

DRINKS: Wie bist du an die Bar gekommen?
Robin Lühert (RL): Begonnen habe ich mit einer Ausbildung zum Hotelfachmann im Flux Biohotel in Hann. Münden, während der ich fast ausschließlich im Restaurant gearbeitet habe. Dort habe ich bereits während der Ausbildung viel Verantwortung übernehmen dürfen. Mein Interesse an Spirituosen, Aromen und meine Leidenschaft als Gastgeber führten mich zwangsläufig hinter die Bar. Nach einem kurzen Abstecher in die Herbarium Bar bin ich im Bar + Cafe Esprit gelandet, wo ich seit einigen Jahren den Arbeitsplatz des Barkeepers ausfülle und mich immer noch weiter verbessere, da man in diesem Beruf nie wirklich ganz auslernt.

 

DRINKS: Deine aktuelle Arbeit?
RL: Ich bin der Barchef und Head Bartender im Bar + Cafe Esprit in Göttingen, es wurde 1983 eröffnet und ist die älteste Bar Göttingens. Wir verstehen uns als eine Bar alter Schule und haben uns den klassischen Cocktails verschrieben, was uns aber nicht davon abhält, innovative Eigenkreationen zu entwickeln und mit Überzeugung unseren Gästen anzubieten.

 

DRINKS: Wie lautet Deine persönliche Bar- und Lebensphilosophie?
RL: Zuerst muss man sagen: Das, was wir machen, kann man nicht lernen, das muss man leben. Meine Philosophie ist recht simpel: „Die Welt ist groß, der Geist ist frei, ich mach mein Ding“. Meiner Meinung nach gibt es in der Welt der Kulinarik keine Grenzen.

 

DRINKS: Deine Vorbilder und wenn ja, weshalb?
RL: Während meiner Lehre habe ich ein Video auf YouTube mit dem Titel „Frankfurt deine Bars“ gesehen, welches mich fasziniert und dazu bewogen hat, das Handwerk eines Bartenders anzufangen. Besonders beeindruckt hatte mich damals Gabriel Daun. Bei meinem ersten Wettbewerb, der Made in GSA 2021 auf Schloss Elmau, lernte ich Tobias Lindner kennen. Ich war sehr beeindruckt von seiner ruhigen, gelassenen Art, seiner Hilfsbereitschaft und der Balance in seinen Drinks. Ein unfassbar guter Bartender mit einer schönen Sprache im Glas.

 

DRINKS: Was bereichert dein Barleben im Besonderen?
RL: Ich habe das große Glück, in einer Bar zu arbeiten, die es seit 1983 gibt, und tatsächlich gibt es immer noch viele Stammgäste aus dieser Zeit. Das Esprit war ein wirklich perfekter Ort, um das Handwerk des Barkeepers zu lernen und zu leben. Unser Gästeklientel reicht vom Studenten bis zum Professor, wie es sich für eine gute Universitätsstadt gehört. Es macht mir persönlich viel Spaß, mit einem, besonders vom Alter her gemischten Publikum arbeiten zu dürfen. Momentan habe ich das große Glück, mit einem sehr ambitionierten Barteam arbeiten zu dürfen. Das Esprit gab und gibt mir die Möglichkeit, mich in allen meinen Zielen zu unterstützen und bietet mir einen guten Heimathafen.

 

DRINKS: Deine persönlichen Spirits und Drinks? Welche und weshalb?
RL: Obstbrände und Geiste bilden für mich ganz klar die absolute Champions League der Brennereikunst. Ich liebe einfach diese Aromatik, und besonders in Drinks kann man sehr filigran und vielschichtig damit arbeiten. Ich bin aber auch der Meinung, dass sich alle Spirituosengattungen im richtigen Moment und im richtigen Drink gut trinken lassen. Eine Piña Colada um 12 Uhr mittags am Stand bei 30 Grad, mit frischer Kokos und ohne Sahne: Klar, gebt mir gleich zwei!

 

DRINKS: Deine Meinung zu Wettbewerben und wie gewinnt man einen Wettbewerb?
RL: Für einen Barkeeper, der in Deutschland nicht in Berlin, München, Hamburg, Köln oder Frankfurt am Main arbeitet, ist es die einfachste Methode, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Auch für mich war es der einzige Weg, ich musste erfolgreich bei Wettbewerben sein. Dadurch habe ich mittlerweile auch viele Freunde kennengelernt. Auch der Austausch von Wissen ist enorm – wenn man darauf Lust hat – und jeder Wettbewerb erweitert deine Fähigkeiten und macht dich zu einem besseren Bartender. Eine universelle Regel, wie man einen Wettbewerb gewinnt, gibt es leider nicht: Dafür gewinnt oft genug auch nicht der, oder die Beste. Nach meiner Erfahrung spielen mittlerweile auch viele Dinge eine Rolle, die keine spielen sollten. Was man allerdings immer machen sollte: die Regeln lesen und verstehen und sich wirklich mit dem Thema befassen.

 

DRINKS: Dein Ausgleich zur Bar?
RL: Aktuell schaffe ich es tatsächlich wieder, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen und merke auch, dass es mir sehr guttut. Eines meiner, vielleicht nicht so gängigen Hobbys, ist das Lesen von Kochbüchern: Ich bin besessen von gutem Essen. Viele meiner Drinks sind inspiriert von Gerichten oder von Pairings aus der Küche. Meine Familie und meine Freundin sind ein guter Ausgleich, da sie nun wirklich nichts mit Bar zu tun haben und
das ist auch gut so.

 

DRINKS: Robin, herzlichen Dank für das Gespräch!

 

Patrick Tilke

 

Infos

 

Name und Ort derzeitige Bar: Bar + Cafe Esprit, Göttingen

 

Ausbildungsstationen:
2016-2018    Ausbildung zum Hotelkaufmann, Flux Biohotel im Werratal, Hann. Münden

 

Berufliche Stationen:
2018               Stellvertretender Restaurantleiter, Flux Biohotel im Werratal, Hann. Münden
2018               Barkeeper, Herbarium Bar, Göttingen
2019-heute    Barchef Bar + Cafe Esprit, Göttingen

 

Wettbewerbe & Erfolge:
2021    2. Platz, Made in GSA, Krün        
2022    1. Platz, Vorentscheid, No.3 Pursuit of Perfection, Bremen
2022    3. Platz, Black Forest Bar Cup, Offenburg
2022    2. Platz, Made in GSA, Berlin
2022    Deutscher Cocktail-Meister, Deutsche Cocktail Meisterschaft (DMC), Deutsche Barkeeper-Union, Heiligendamm
2022    Bartender der Stunde, Die 10 Top-Köpfe des Jahres, Fizzz Magazin
2023    1. Platz, Vorentscheid, No.3 Pursuit of Perfection, Köln
2023    1. Platz, Deutscher Vorentscheid, No.3 Pursuit of Perfection, Köln
2023    2. Platz, Internationales Finale, No. 3 Persuit of Perfection, Schiedam (NL)
2023    Best Gin Drink (Sonderkategorie), Made in GSA, Innsbruck (AT)
2024    3. Platz, Black Forest Bar Cup, Offenburg
2024    Innovativster Bartender, Falstaff Barguide


Heimat

 

Robin Lühert, Bar + Cafe Esprit, Göttingen

 

Zutaten:
         3 cl         Humbel XAW eXtra Apfel & Wacholder
         2 cl         Quittenverjus Bio Astheim
         2 cl         Giffard Williams Birne
         2 cl         Lavendel Cordial *
         1 dsh       The Seventh Sense Morgentau Bitter

 

Glas: Coupette
Garnitur: Lavendelblüte
Zubereitung: Stir & Strain


*Lavendel Cordial:

Für den Lavendel Cordial einfach frischen oder getrockneten Lavendel in Wasser bei leichter Temperatur köcheln lassen. Mit Zucker, Zitronensäure und Apfelsäure ausbalancieren.


Adresse

Bar + Cafe Esprit
Göttingen

 

Fotocredit:

Florian Neumeier

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